Immer mehr altern ohne Demenz

Die Menschen werden immer älter, bleiben dabei aber auch länger geistig fit. Die Demenzinzidenz ist innerhalb von zehn Jahren um etwa ein Viertel gesunken.

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Geistig fit im Alter: Das wünschen sich die meisten.

Geistig fit im Alter: Das wünschen sich die meisten.

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ROTTERDAM (mut). Der Anteil der Alten in den Industrieländern wird zweifellos weiter zunehmen, und damit auch die Zahl der Demenzpatienten.

Doch möglicherweise verläuft der Anstieg nicht so rasant wie befürchtet: Neue Daten legen nahe, dass sich weitaus mehr Menschen über einen Lebensabend in geistiger Gesundheit freuen dürfen.

Die Hinweise stammen von zwei Kohorten der Rotterdam-Studie aus den Niederlanden (Neurology 2012; 78: 1456).

In der ersten Gruppe wurden 1990 knapp 5730 kognitiv gesunde Menschen über 55 Jahre aufgenommen, die zweite Gruppe bildete sich zehn Jahre später aus 1800 vergleichbaren Teilnehmern. In beiden Kohorten wurden die Teilnehmer maximal fünf Jahre lang regelmäßig auf eine Demenz hin untersucht.

Sterberate in allen Altersgruppen gesunken

Dabei war die altersadjustierte Demenzinzidenz im Jahr 2000 mit 4,9 pro 1000 Teilnehmer um etwa ein Viertel niedriger als 1990 (6,6 pro 1000). Der Unterschied verpasste zwar knapp das Signifikanzniveau, die Autoren sehen aber keinen Zufall.

So war die Inzidenz im Jahr 2000 über alle Altersgruppen hinweg niedriger, mit einer Ausnahme: Bei Männern über 80 Jahre blieb sie konstant, dafür war sie in der Gruppe der 70- bis 79-Jährigen mehr als halbiert. Zudem war die Sterberate in allen Altersgruppen gesunken, im Schnitt um 37 Prozent.

Obwohl die Menschen in der 2000er Gruppe also länger lebten, bekamen sie seltener eine Demenz - erwarten würde man eigentlich das Gegenteil.

Schließlich zeigten Menschen aus der 2000er Gruppe im MRT ein deutlich größeres Hirnvolumen als die Teilnehmer zehn Jahre zuvor - auch dies ein Hinweis, dass neurodegenerative Erkrankungen bei ihnen seltener auftraten.

Schlaganfallrate deutlich geringer

Eine mögliche Erklärung sehen die Studienautoren um Dr. Monique Breteler von der Erasmus-Universität in Rotterdam vor allem in einer guten Kontrolle vaskulärer Risikofaktoren.

In der 2000er Kohorte waren die Teilnehmer zwar dicker, hatten häufiger eine Hypertonie und Diabetes als die Teilnehmer von 1990, zugleich wurden sie jedoch intensiver medikamentös behandelt: Sie bekamen bis zu sechsmal häufiger Antithrombotika und Statine.

Zudem war die Schlaganfallrate deutlich geringer, auch das vermutlich ein Erfolg der besseren medizinischen Versorgung. Da ein Schlaganfall das Demenzrisiko drastisch erhöht, ist dies ebenfalls eine Erklärung für die höhere Demenzinzidenz in der 1990er Gruppe.

Quelle: www.springermedizin.de

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