Demenz
Erst Klinik, dann schlechtere Prognose
Müssen Demenzkranke in die Klinik, dann haben sie ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. In einer Studie wurden jetzt häufige Probleme identifiziert.
Veröffentlicht:CANBERRA. Wenn Demenzkranke ins Krankenhaus müssen, bleiben sie länger stationär, werden danach häufiger in ein Pflegeheim verlegt und haben ein höheres Sterberisiko als Patienten ohne Demenz.
Zur schlechten Prognose trägt eine Reihe potenziell vermeidbarer Komplikationen bei, an denen demenzkranke Patienten vermehrt zu leiden haben. "Die höchste Prävalenz und das höchste relative Risiko besteht für Harnwegsinfektionen, Wundliegen, Pneumonie und Delir", berichten australische Ärzte um Dr. Kasia Bail von der Uni Canberrra.
Sie haben Klinikaufenthalte in New South Wales von 2006 bis 2007 ausgewertet (BMJ Open 2013; 3: e002770). Gut zehn Prozent aller Krankenhausepisoden entfielen auf Patienten mit der Nebendiagnose Demenz.
Operationen wurden bei Demenzkranken seltener, in höherem Alter und bei schlechterem Allgemeinzustand durchgeführt als bei geistig gesunden Patienten.
Harnwegsinfekte sind die häufigste Komplikation
Aber auch wenn Alter, Geschlecht und Komorbiditäten berücksichtigt wurden, kam es bei Demenzpatienten postoperativ häufiger zu Komplikationen: Ihr Risiko für Delir, Harnwegsinfekte, Druckulzera, Pneumonien, schwere Flüssigkeits- und/oder Elektrolytstörungen sowie gastrointestinale Blutungen war signifikant erhöht.
Die häufigsten Komplikationen bei Demenz waren Harnwegsinfekte (14 Prozent betroffen, Risiko im Vergleich zu Patienten ohne Demenz 2,8-fach erhöht). Je 7 Prozent bekamen Druckgeschwüre (Risiko 1,8-fach erhöht) oder Pneumonien (1,7-fach); in ein Delir kamen 5 Prozent (3,1-fach).
Diese vier Komplikationen wurden bei nicht chirurgischen Demenzpatienten ebenfalls signifikant häufiger registriert. Auch bei ihnen war das Risiko für ein Delir am stärksten erhöht (4,0 vs. 1,5 Prozent, Risiko 2,8-fach erhöht), Harnwegsinfekten waren am häufigsten (13,4 vs. 7,9 Prozent, Risiko 1,8-fach erhöht).
Eine Demenz erwies sich letztlich als zuverlässigerer Indikator für das Auftreten vermeidbarer Komplikationen als eine Operation.
"Die hohen Raten von vermeidbaren Komplikationen bei Demenzpatienten eröffnen Wege zur Intervention und Prävention", so die Forscher. Sie sprechen sich vor allem für Verbesserungen in der Pflege aus: etwa Mobilisierung der Patienten, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, orientierende Maßnahmen oder Toilettentraining.
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