Neue Studienerkenntnisse

Schützt Kaffee vor Alzheimer, Parkinson und MS?

Wer Kaffee trinkt, könnte sich dadurch vor Erkrankungen wie Alzheimer, Multipler Sklerose und Parkinson schützen. Mehrere Studien haben jetzt Hinweise auf eine Schutzwirkung des beliebten Getränks ergeben.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Kaffee schmeckt vielen gut - und könnte auch neuro-protektive Effekte haben.

Kaffee schmeckt vielen gut - und könnte auch neuro-protektive Effekte haben.

© Marco2811 / fotolia.com

WASHINGTON. Erst mal einen Kaffee trinken - das scheint keine schlechte Sache zu sein. Solange man es nicht übertreibt, scheint der Kaffeegenuss zumindest nicht zu schaden.

Nach Daten epidemiologischer Studien kann Kaffee aber noch viel mehr: Schon lange ist bekannt, dass die Parkinson-Inzidenz bei Kaffeetrinkern geringer ist.

Dies wird hauptsächlich mit der Adenosinblockade durch Koffein begründet - sie führt zu einer erhöhten Dopaminausschüttung.

Doch auch Hinweise auf eine verringerte Alzheimer- und MS-Inzidenz bei Kaffeetrinkern liegen vor, wenngleich der mögliche Schutzmechanismus hier weniger gut bekannt ist.

Auf der Jahrestagung der American Academy of Neurology in Washington haben Forscher nun neue erfreuliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen des Kaffeekonsums vorgestellt.

So müssen sich Liebhaber des koffeinhaltigen Gebräus nach den Resultaten von zwei größeren Fall-Kontroll-Studien weniger vor einer MS fürchten, hat Dr. Ellen Mowry von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore berichtet.

In der einer Studie wurden 1620 Patienten aus schwedischen MS-Zentren nach ihrem Kaffeekonsum in den vergangenen zehn Jahren befragt. Für jeden Patienten wählten die Studienautoren zwei gleich alte Schweden desselben Geschlechts aus der gleichen Region aus und stellten ihnen dieselben Fragen.

Eine ähnliche Studie setzten US-Forscher anhand von kalifornischen Daten des US-Versicherers Kaiser Permanente auf. Hierbei wurde der Kaffeekonsum bei rund 1160 Versicherten mit MS und ebenso vielen ohne MS evaluiert, auch hier stimmten Alter, Geschlecht und Region in etwa überein.

MS-Risiko reduziert

In beiden Studien berichteten MS-Patienten über einen deutlich geringeren Kaffeekonsum im Laufe der vergangenen zehn Jahre als die Teilnehmer in der Kontrollgruppe.

Aus diesen Angaben berechneten die Forscher um Mowry ein um 20 Prozent reduziertes MS-Risiko bei ein bis zwei Tassen pro Tag und ein etwa 30 Prozent reduziertes Risiko bei mehr als sechs Tassen.

Wurde nur nach dem Konsum zehn Jahre zuvor gefragt, ergab sich keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung, das Risiko war bei einer und sechs Tassen ähnlich gering.

Aber zum Befragungszeitpunkt schienen MS-Kranke deutlich seltener viel Kaffee zu trinken als Gesunde. Das kann natürlich auch daran liegen, dass sie ihren Konsum aufgrund der MS reduziert hatten.

Möglicherweise gingen sie deswegen auch davon aus, dass sie schon in der Vergangenheit recht selten von dem Aufgussgetränk konsumiert hatten - eine Crux bei allen Fall-Kontroll-Studien mit Fragen nach der Vergangenheit.

Proteinaggregation soll verhindert werden

Etwas substanzieller sind da schon einige Versuche mit einem Kaffee-Extrakt, die Dr. Kristen Huber von Signum Biosciences auf dem Kongress vorgestellt hat.

Allerdings ist das Unternehmen über präklinische Versuche bislang nicht hinausgekommen. Immerhin konnte Huber auf der Tagung eine Idee vorstellen, auf welche Weise Kaffee solch furchtbare Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer bekämpfen könnte.

Das Unternehmen konzentriert sich dabei jedoch nicht auf Koffein, sondern auf den Kaffee-Bestandteil Eicosanyl-5-Hydroxytryptamin (EHT). EHT aktiviert die Protein-Phosphatase 2A (PP2A), das Enzym baut unter anderem Phosphatgruppen an dem Parkinsonprotein Alpha-Synuclein sowie dem Neurodegenerationsmarker Tau ab.

Bei Alzheimer ist die PP2A-Aktivität etwa um die Hälfte reduziert, sagte Huber, was dazu beitragen mag, dass hier vermehrt hyperphosphorylierte Proteine verklumpen. Es liegt also auf der Hand, die Enzymaktivität mit EHT wieder etwas anzukurbeln.

Aktiv ist PP2A in der methylierten Form, der EHT-angereicherte Kaffee-Extrakt blockiert offenbar wirksam die Demethylierung des Proteins.

In einem Parkinson-Maus-Modell konnte der Extrakt den Untergang dopaminerger Neuronen bremsen und die Symptomatik lindern. Die vermuteten neuroprotektiven Effekte müssen nun natürlich erst in klinischen Studien geprüft werden.

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Kommentare
Rudolf Hege 03.06.201514:58 Uhr

Crux der Wissenschaft

Die Crux der Wissenschaft besteht darin, dass sie in der Regel nur den Effekt auf einen oder wenige Parameter überprüft. So findet die eine Studie positive Effekte eines Stoffes - und zwei Wochen später warnt die nächste vor dem Gebrauch, weil man negative Effekte gefunden hat. Und so kann sich dann jeder die Studie aussuchen, die ihm gefällt. Auch nicht schlecht, diese Errungenschaft der modernen Wissenschaft.

Dr. Klaus mühlbach 02.06.201510:51 Uhr

Immer wiederkehrend, nie vergessen

Mit Schhmunzeln habe ich diesen Artikel gelesen.
Wenn ich so mein Berufsleben an mir vorbei gehen lasse, erinnere ich mich in den vergangenen 30 Jahren an mindestens vier Episoden, dass Kaffeegenuß gar nicht so schlimm, ja vielleicht sogar gesund sein soll.
Alle Nas´ lang, also immer dann, wenn eine neue Generation Habilitanden herangewachsen zu sein scheint, wird uns dieses Thema aufgetischt.
Liebe Lobby, vermisst habe ich noch die besondere Wirkung auf das Pankreasgewebe. Kommt sicher noch, oder hat der Kaffeegenuß gar die Lobbyzusammensetzung verändert?

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