Regelmäßig in die Sauna

Schwitzen gegen das große Vergessen

Das regelmäßige Schwitzen in der Sauna soll vor allwinterlichen Erkältungen schützen. Eine finnische Studie weist jetzt darauf hin, dass die Effekte möglicherweise noch viel weitreichender sind: Mit steigender Saunafrequenz sank das Demenzrisiko.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Schwitzen gegen graue Zellen: Regelmäßiges Saunieren reduziert offenbar das Demenzrisiko.

Schwitzen gegen graue Zellen: Regelmäßiges Saunieren reduziert offenbar das Demenzrisiko.

© kali9 / iStock

KUOPIO. Die Finnen wussten es schon immer: Häufige Saunabesuche sorgen nicht nur für eine entspannte Grundstimmung, sie wirken sich auch direkt auf verschiedene Bereiche der Gesundheit aus. Nun kommt möglicherweise ein weiterer wichtiger Grund hinzu, der das Schwitzen bei Temperaturen nahe dem Siedepunkt zu einer lohnenden Angelegenheit macht.

In einer prospektiven populationsbasierten Studie haben Tanjanina Laukkanen von der University of Eastern Finland 2315 männliche Saunagänger von Kuopio und Umgebung im Alter zwischen 42 und 60 Jahren untersucht (Age Ageing 2016, online 8. Dezember). Zu Studienbeginn, in den Jahren 1984 bis 1989, wurden die Männer nach ihren Saunagewohnheiten und ihrem Lebensstil befragt sowie verschiedene andere Parameter erhoben. Danach folgten jährliche Untersuchungen, bei denen der kardiometabolische Zustand sowie das Auftreten einer Demenz überprüft wurden. Während der medianen Beobachtungszeit von rund 21 Jahren wurden bei 204 Studienteilnehmern eine Demenz und bei 123 Männern eine Alzheimer-Erkrankung festgestellt. 124 bzw. 67 von ihnen waren im Verlauf des Follow-up gestorben.

Öfter schwitzen, weniger vergessen

Im Hinblick auf ihre Saunagewohnheiten wurden die Finnen ihrem Ruf gerecht: 601 Männer besuchten die Sauna einmal pro Woche (Gruppe 1), 1512 zwei- bis dreimal (Gruppe 2) und 200 Teilnehmer sogar vier- bis siebenmal (Gruppe 3). Dabei zeigte sich: Je öfter die Männer bei 80 – 100 °C trockener Hitze schwitzten, desto mehr blieb in den Köpfen hängen. Während nämlich in der ersten Gruppe 10 Prozent der Studienteilnehmer eine Demenz entwickelten, waren es in der zweiten Gruppe 9 Prozent und in der dritten nur 4 Prozent. Ähnlich verhielt sich die Verteilung bei der Alzheimer-Erkrankung (6 vs. 6 vs. 3 Prozent).

Unter Berücksichtigung des Alters errechneten Laukkanen und Kollegen für die Teilnehmer, die zwei- bis dreimal wöchentlich die Sauna besuchten, gegenüber denen, die lediglich einmal wöchentlich schwitzten, eine Reduktion des Demenzrisikos von 23 Prozent (Hazard Ratio 0,77) bzw. von 62 Prozent für die aktivsten Saunagänger (Gruppe 3). Bei der Alzheimer-Erkrankung ergaben sich entsprechende Vorteile von 20 bzw. 59 Prozent. Berücksichtigten die Studienautoren in der multivariaten Analyse zudem weitere Faktoren wie Alkoholkonsum, BMI, Blutdruck, Raucherstatus, Diabetes, Herzgesundheit und Cholesterinstatus, zeigte sich bei den Männern der Gruppe 3 gegenüber jenen der Gruppe 1 ein um 66 bzw. 65 Prozent niedrigeres Demenz- bzw. Alzheimer-Risiko. Die körperliche Aktivität und der sozioökonomische Status der Teilnehmer hatten keinen Einfluss auf dieses Ergebnis.

Geht man davon aus, dass unter anderem eine beeinträchtigte kardiovaskuläre Funktion, Inflammation sowie oxidativer Stress zur Pathogenese der Demenz beitragen, seien die Studienergebnisse plausibel, meinen die Autoren, da regelmäßige Saunabesuche die Gefäßendothelfunktion verbesserten. Zudem bringe das regelmäßige Schwitzen unter anderem den Blutfluss in Gang und helfe dabei, einen hohen systolischen Blutdruck sowie Pulsdruck zu drosseln, Faktoren, die ebenfalls als Risikofaktoren für eine Demenz gelten, wenn sie aus dem Ruder laufen. Neben der Entspannung könne das regelmäßige Saunabad möglicherweise als zusätzliche Strategie zur Verbesserung der kardiovaskulären Funktion und als Schutzfaktor gegenüber neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz gesehen werden, so Laukkanen und Kollegen.

Nur finnische Sauna untersucht

Die Autoren selbst weisen allerdings auf einige Schwächen der Studie hin: So wurden die Saunagewohnheiten nur einmal zu Beginn der Studie erhoben und könnten sich im Lauf der Studienzeit verändert haben. Auch die Studienpopulation sei sehr spezifisch und nicht ohne Weiteres auf andere Nationalitäten oder auf Frauen zu übertragen. Zudem wurde nur die finnische Sauna untersucht, andere Schwitzbäder seien nicht verglichen worden. Laukkanen und Kollegen wünschen sich nun Interventionsstudien zur Bestätigung ihrer Ergebnisse in verschiedenen Bevölkerungsgruppen.

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