Typ-1-Diabetes: Hoher HbA1c schwächt das Herz
Eine intensivere antiglykämische Therapie von Typ-1-Diabetikern kann möglicherweise das Herzinsuffizienz-Risiko verringern.
Veröffentlicht:SAN DIEGO. Den Nutzen einer intensiveren antiglykämischen Therapie legen die Ergebnisse einer Beobachtungsstudie nahe, die Dr. Marcus Lind aus Göteborg beim Kongress der US-Diabetes-Gesellschaft ADA jetzt in San Diego vorgestellt hat. Die Studie ist zeitgleich publiziert worden (Lancet (online 25. Juni 2011).
Lind und seine Kollegen haben die Daten von 20.985 noch relativ jungen Patienten (Durchschnittsalter: 38,6 Jahre) mit Typ-1-Diabetes ausgewertet, die zwischen 1998 und 2003 in das schwedischen Diabetes-Register aufgenommen worden waren.
Neunjährige Nachbeobachtung
Die Nachbeobachtung erfolgte im Schnitt über neun Jahre bis Ende 2009. In dieser Zeit wurden 635 Patienten (3 Prozent) mit der Diagnose Herzinsuffizienz in Kliniken aufgenommen und behandelt. Die Inzidenz entsprechender Hospitalisierungen betrug 3,38 Ereignisse pro 1000 Patientenjahre.
Dabei zeigte sich eine klare Abhängigkeit von der Güte der Blutzuckereinstellung: Patienten, deren HbA1c-Werte bei 10,5 Prozent oder darüber lag, hatten ein vierfach höheres Herzinsuffizienz-Risiko als Patienten mit Werten unter 6,5 Prozent.
Mit jeder Zunahme des HbA1c-Wertes um einen Prozentpunkt erhöhte sich dieses Risiko relativ um 30 Prozent. Es stand zudem in direkter Beziehung zum Lebensalter und zur Dauer der Diabetes-Erkrankung. Ein hohes HDL-Cholesterin war dagegen mit einem niedrigeren Risiko assoziiert.
Beweise fehlen
Eine bessere Kontrolle des Glukosemetabolismus bei Typ-1-Diabetikern könne demnach zur Vorbeugung von Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz beitragen, so Lind. Beweisen kann die Beobachtungsstudie seiner Arbeitsgruppe diesen noch hypothetischen Nutzen einer strikteren Blutzuckereinstellung bei Typ-1-Diabetikern aber nicht.
Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes fehlen bislang die Belege dafür, dass eine intensive blutzuckersenkende Therapie Herzinsuffizienz verhindert.