Kein Bock auf Sex

Lusthemmer Diabetes

Nicht nur Probleme mit dem Blutzucker: Ein Diabetes mellitus wirkt sich nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen nachteilig auf das Sexualleben aus.

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Ohne Lust: War es ein Diabetes?

Ohne Lust: War es ein Diabetes?

© Yuri Arcurs / shutterstock.com

SAN FRANCISCO (BS). Diabetikerinnen sind zwar in gleichem Maße sexuell interessiert und sexuell aktiv wie Nicht-Diabetikerinnen, sie sind aber deutlich weniger zufrieden mit ihrem Sexualleben.

Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter kalifornischen Frauen im Alter von 40 bis 80 Jahren (Altersmittel 55 Jahre). Von den insgesamt 2270 Frauen hatten 139 (gut sechs Prozent) einen insulinpflichtigen und 347 (knapp 16 Prozent) einen nicht insulinpflichtigen Diabetes (Obstet Gynecol 2012; 120: 331).

Etwa zwei Drittel der Befragten gaben an, in den letzten drei Monaten sexuell aktiv gewesen zu sein.

35 Prozent der Diabetikerinnen mit Insulintherapie, 26 Prozent ohne Insulin und 19 Prozent der gesunden Frauen bewerteten ihre sexuelle Zufriedenheit mit "niedrig".

Diese Unterschiede blieben auch bestehen, wenn andere Einflussfaktoren wie Alter, Beziehungsstatus, Zahl der Geburten, BMI oder Gebrauch von Antidepressiva berücksichtigt wurden.

Die Wahrscheinlichkeit für ein als unbefriedigend empfundenes Sexualleben war bei einem Diabetes plus Insulintherapie doppelt so hoch und bei einem Diabetes ohne Insulintherapie um 40 Prozent höher als ohne die Stoffwechselerkrankung.

Liegt es an der Krankheit oder der Therapie?

Diabetikerinnen, die Insulin spritzten, berichteten außerdem häufiger über sexuelle Probleme: Im Vergleich zu gesunden Frauen hatten sie doppelt so oft eine mangelhafte Lubrikation und zu 80 Prozent häufiger Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen.

Wenn ein Diabetes bereits zu Endorganschäden wie einer KHK oder einer peripheren Neuropathie geführt hatte, dann kam auch das Sexualleben eher zum Erliegen.

Es sind eine Reihe von Mechanismen vorstellbar, durch die ein Diabetes die weibliche Sexualität beeinflussen kann: Gefäßveränderungen im Urogenitalgewebe können die Lubrikation behindern, die Neuropathie kann eine verminderte Erregbarkeit zur Folge haben.

Möglicherweise haben auch die Diabetesmedikamente ungünstige Auswirkungen. Nicht zuletzt könnte der Diabetes das körperliche und psychische Wohlbefinden insgesamt so beeinträchtigen, dass die Sexualität darunter leidet.

Die Studienautoren empfehlen deswegen bei Diabetikerinnen, insbesondere bei insulinpflichtigen, nach sexuellen Problemen zu fragen.

Die Vermeidung von Endorganschäden könnte sich ihrer Ansicht nach auch im Sexualleben positiv bemerkbar machen.

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Kommentare
Dr. Ralf Hettich 31.07.201206:38 Uhr

Bei Männern sind Diabetes und Erektile Dysfunktion stark miteinander verbunden

Diabetes zählt zu den Hauptrisikofaktoren für Impotenz, auch erektile Dysfunktion (ED) genannt. So zeigte sich in der Massachusetts Male Aging Study, dass Männer mit Diabetes ein dreifach höheres Risiko für Erektionsstörungen haben als Männer ohne Diabetes. In dieser groß angelegten Studie wurden verschiedene Erkrankungen im Alter bei Männern genau untersucht.

In dieser Studie konnte belegt werden, dass die Erektionsstörungen bei Männern mit Diabetes um circa 10 bis 15 Jahre früher auftreten als bei Männern ohne Diabetes. Diabetes spielt nicht nur eine tragende Rolle bei den Erektionsstörungen, sondern es zeigt sich auch, dass verschiedene Begleiterkrankungen von Diabetes das Risiko für die ED massiv erhöhen.

Zu den Begleiterkrankungen zählen Bluthochdruck (Hypertonie), erhöhte Blutfettwerte (Hyperlipidämie) und krankhafte Fettsucht (Adipositas). Dies zeigt sich deutlich in der Ausbildung des metabolischen Syndroms.

Als ein weiterer Risikofaktor für eine Erektile Dysfunktion spielt Ihr Alter und auch die Dauer des Diabetes eine große Rolle. Leiden Sie unter einer krankhaften Fettsucht und scheuen Sie körperliche Aktivitäten, begünstigt Diabetes ebenfalls die Entstehung von Erektionsschwierigkeiten.

Die Ursachen von einer erektilen Dysfunktion bei Diabetiker sind sehr vielschichtig. So sorgt ein komplexes Zusammenspiel zwischen Nerven und Blutgefäßen, dass Sie eine Erektion bekommen.

Eine normale Erektion beginnt mit sexuellen Reizen, die über einen komplexen Ablauf im gesamten Organismus eine Entspannung der glatten Muskulatur der Schwellkörper hervorrufen. Diese Erektionsfähigkeit kann an verschiedenen Stellen durch die Folgen einer Diabetes-Erkrankung gestört werden.

Dr. Ralf Hettich

mailkontakt: info@ralfhettich.de

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