Diabetes

Das machen gute Blutzuckermessgeräte aus

Worauf kommt es bei den Geräten zur Blutzuckerselbstmessung an? Die Arbeitsgemeinschaft DiabetesTechnologie gibt Tipps.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

Genauigkeit vor Handhabung vor Vielseitigkeit - so lautet die Rangfolge prinzipieller Kriterien für Blutzuckermesssysteme, aufgestellt von der Arbeitsgemeinschaft DiabetesTechnologie.

Mit "Genauigkeit" meint die Arbeitsgemeinschaft Diabetes-Technologie (AGDT) weniger die präzise Einzelmessung der absoluten Glukosekonzentration als vielmehr die Verlässlichkeit des Gerätes auf lange Sicht. Die Frage, wer diese Verlässlichkeit systematisch evaluiert, bleibt bislang unbeantwortet.

Die raschen Modellwechsel sowie ständig neue Anbieter machten Aussagen zur Messgenauigkeit speziell aktuell neu auf dem Markt befindlicher Geräte schwierig, so die AGDT.

Wissenschaftliche Prüfungen könnten leicht ein bis zwei Jahre dauern, und deren Aufwand durch unabhängige Organisationen wie die Stiftung Warentest werde oft "drastisch unterschätzt". Zulassungsverfahren wie bei Arzneimitteln gibt es nicht, und das CE-Zeichen ist kein Qualitätssiegel.

43 Systeme wurden getestet

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Was Sie über die Blutzuckerselbstmessung alles wissen sollten, erfahren Sie im Dossier Glukose-Selbstmessung der "Ärzte Zeitung" ...

Eine Ende 2012 veröffentlichte Studie vom Institut für Diabetes-Technologie der Universität Ulm kam zum Ergebnis, dass 80 Prozent der Geräte zur Blutzuckerselbstmessung die Vorgaben an Qualität und Messgenauigkeit erfüllen. 43 Systeme waren getestet worden (J Diabetes Sci Technol 2012; 6: 1060).

Im Mai 2013 ist jedoch die verwendete DIN-Norm ISO 15197 verschärft worden, demnach ist lediglich eine 15-prozentige Abweichung der Messwerte über 100 mg/dl (5,6 mmol/l) von der Labormessung akzeptabel und von 15 mg/dl bei Werten unter 100 mg/dl. Diese Anforderung erfüllte nur noch die Hälfte der getesteten Systeme!

"Systeme mit CE-Zeichen haben nicht unbedingt die gleiche Qualität und sind nicht ohne Weiteres austauschbar", lautet eine Schlussfolgerung der Studienautoren. "Ich hoffe, dass wir künftig genauere Messgeräte haben werden", sagt Professor Stephan Martin aus Düsseldorf.

"Zudem brauchen wir prinzipiell neue Regularien im Medizinproduktegesetz für die Zulassung der Geräte."

Griffige Teststreifen für Alte

Wenn es um die Handhabung und die technische Vielseitigkeit der Geräte geht, mag manches Geschmackssache sein. Aber natürlich hat die Interaktion zwischen Mensch und Maschine unmittelbare Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit von Fehlmessungen und auf die Compliance der Patienten.

Muss es für den technikbegeisterten Patienten eher ein kompaktes Gerät, gegebenenfalls zum Andocken ans Smartphone, sein, bereiten kleine Teststreifen gerade alten oder sehbehinderten Menschen Probleme.

Griffige Teststreifen mit einfachem Blutauftrag oder Geräte mit Streifenkartuschen und automatischer Teststreifen-Kalibrierung kommen der Messsicherheit zugute.

Aktive Diabetes-Patienten oder solche, die beruflich viel reisen müssen, dürften integrierte Systeme mit Stechhilfe, Teststreifenvorrat und Blutzuckermesssystem in einem Gerät bevorzugen - der Gefahr, dass einzelne Komponenten zu Hause vergessen werden, wird auf diese Weise vorgebeugt.

Folgende Kriterien können für die Auswahl eines geeigneten Blutzuckermessgeräts ausschlaggebend sein:

- Das Gerät ist intuitiv bedienbar.

- Die Messzeit ist kurz, und die Ergebnisse werden innerhalb weniger Sekunden angezeigt.

- Es sind nur kleine Blutmengen erforderlich.

- Das Gerät erkennt zu geringe Blutmengen (Unterdosierung) und es gibt eine Nachdosierungsoption.

- Bei Hypoglykämie wird gewarnt: gerade neu diagnostizierte Diabetiker haben manchmal Schwierigkeiten, die Messwerte zu interpretieren.

- Warnfunktion, wenn das Verfallsdatum der Teststreifen erreicht ist.

- Das Gerät erkennt Einflüsse auf die Messgenauigkeit wie Luftfeuchtigkeit oder Temperatur.

- Akustische Testerinnerung, damit zum Beispiel bei der Erstellung eines Blutzuckertagesprofils keine Messung vergessen wird.

- Die Blutzuckerwerte können gespeichert und von einem Computer ausgelesen werden. Das vereinfacht die Auswertung und die Beratung des Patienten.

Funktionen mit Sprache steuern

Die diabetische Retinopathie ist in den Industriestaaten die häufigste Ursache für Erblindung im arbeitsfähigen Alter.

"Sprechende" Geräte zur Blutzuckerselbstmessung sind für stark Sehbehinderte oder Blinde eine wichtige Option.

Die Bedienung des integrierten Messsystems erfolgt sprachgesteuert, der Messwert wird per Lautsprecher mitgeteilt.

Weitere Features wie eine Hilfe-Funktion bei Problemen mit der Messung erleichtern die praktische Anwendung.

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