Sonnenschutz mit Fragezeichen
Viele Patienten wissen zwar, dass Sonnenschutz wichtig ist, aber das Wie und Wieviel ist oft unklar. Eine kleine Herausforderung auch für Ärzte.
Veröffentlicht:Was viele Patienten nicht klar ist: Schon bevor ein Sonnenbrand auftritt, werden die Reparaturmechanismen der Haut gestört. Die Schwelle für chronische Sonnenschäden liegt bereits bei 60 Prozent der minimalen Erythemdosis.
Viele tragen Sonnenschutz auch nicht ausreichend dick auf. So wird der auf der Verpackung ausgelobte Lichtschutzfaktor (LSF) nur erreicht, wenn zwei Milligramm Lichtschutzmittel pro Quadratzentimeter Haut appliziert werden.
Untersuchungen zufolge verwenden allerdings die meisten Verbraucher nur etwa ein Viertel der erforderlichen Sonnencreme-Dosis.
Mängel beim Sonnenschutz von Kindern im Kindergartenalter deckten kürzlich auch Forscher der Uni Erlangen auf (Brit J Dermatol 2012; online 14. März). Über Hautkrebs und Risikofaktoren kannten sich 41 Prozent der Eltern sehr gut aus, 37 Prozent mittelgut und 22 Prozent nur wenig.
Je besser die Eltern informiert waren, desto besser schützten sie ihre Kinder - aber nur im Urlaub. Die Gefahren zu Hause schätzten viele Eltern hingegen als gering ein. Je älter die Kinder waren, desto mehr wurde der Schutz vernachlässigt.
Mindestens LSF 25
Bei der Beratung zu passenden Lichtschutzpräparaten ist neben dem Pigmentierungstyp der Patienten die Intensität der Sonnenstrahlung am Urlaubsort wie auch vor Ort zu berücksichtigen.
Eine gute Hilfe zum Abschätzen des UV-Risikos an einem bestimmten Ort bietet der UV-Index (UVI). International einheitlich festgelegt, nimmt er Werte zwischen 1 und 12 an.
Je höher die Werte ausfallen, desto größer ist die Sonnenbrand-Gefahr. Mit zwei multipliziert, ergibt der UVI den benötigten Lichtschutzfaktor (uv-index.de).
Nach Ansicht von Professor Eggert Stockfleth vom Hauttumorcentrum der Charité in Berlin sollte zur Hautkrebsprävention generell ein Lichtschutzfaktor von mindestens 25 gewählt werden.
"Was die Art der Mittel angeht, empfehlen wir für Erwachsene liposomale Mittel, weil sie eine Zeit lang in der Haut verbleiben und damit einen längeren Schutz bieten", sagte er in einem Interview mit der "Ärzte Zeitung" zur vergangenen Euromelanoma-Woche.
Bei Kindern sollten speziell für Kinder zugelassene Sonnencremes verwendet werden, die Mikropigmente statt chemischer Filter enthielten.
Die Wahl der Grundlage von Schutzprodukten sollte zudem den aktuellen Hautzustand berücksichtigen. Menschen mit fett-feuchter Haut vertragen zum Beispiel am besten Lichtschutzmittel auf Basis von Hydrogelen oder lipid-armen Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W).
ASS bei Sonnenbränden
Kinder, die eher zu Hauttrockenheit neigen und noch nicht über komplett ausgereifte Hautschutzmechanismen verfügen, profitieren von wasserfesten, duft- und konservierungsstoffarmen Emulsionen vom Typ Wasser-in-Öl (W/O).
Formulierungen mit hohem Lipidgehalt geben zudem trockener Alters- und Neurodermitikerhaut die nötige Pflege. Bei Sportlern ist auf Sonnenschutzmittel mit hohem LSF zu achten, die auch wasser- und abriebfest sind.
Die in manchen Produkten inzwischen enthaltenen Zusätze wie Photolyase (aus der Blaualge Anacystis nidulans), spezielle Radikalfänger, Licochalcon A und Dexpanthenol sollen zusätzlich vor UV-B- induzierten DNA-Schäden schützen oder sie beseitigen helfen.
Sollte es dennoch mal zum Sonnenbrand kommen, hilft bei Erwachsenen mit starken Rötungen und Blasenbildung Acetylsalicylsäure (Dosis: 1 g). Rezeptfreie Formulierungen mit synthetischen Gerbstoffen, Dexpanthenol oder Hydrocortison lindern die Entzündung.
Angenehm kühlend wirken zudem feuchte Umschläge, Quark oder Lotio alba. Kortikoide, aber auch Zinkoxidschüttelmixtur mit und ohne Polidocanol können wiederum Patienten für die Reiseapotheke empfohlen werden, die leicht eine polymorphe Lichtdermatose (Sonnenallergie) - ausgelöst durch UVA-Strahlen - bekommen.