Ein Hoch auf den Hopfen
Ein Bier für die Haut
In Bier stecken viele interessante Ingredienzien: Sowohl in vitro, aber auch in vivo haben sie eine Wirkung etwa gegen das atopische Ekzem, aber auch gegen Krebs gezeigt. Das Problem: Klinische Studien gibt es kaum.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Professor Johannes Ring und seine Kollegen von der TU München haben sich die Mühe gemacht, bisherige Veröffentlichungen zu Inhaltsstoffen von Bier und den zugrunde liegenden Pflanzen zu sichten und nach therapeutisch nutzbaren Inhaltsstoffen zu durchforsten (Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology 2013; online 27. Juni 2013).
Es sind vor allem die Polyphenole im Bier, die viele der Gesundheit dienliche Eigenschaften haben.
So wirken sie zum Beispiel antibakteriell, antientzündlich, gegen die Gefäßneubildung, verhindern Osteoporose und wirken gegen Krebs. Vor allem Hopfen enthält etwa Kaempferol, Quercetin, Tyrosyl, Ferulasäure sowie Humulone und Lupulone, die dem Bier den charakteristischen bitteren Geschmack verleihen.
Kaempferol ist für Onkologen interessant, weil es in mehreren epidemiologischen Studien Hinweise darauf gab, dass es das kardiovaskuläre Risiko sowie das Krebsrisiko verringert.
Tierversuch: Kaempferol bremst Karzinogenese
Zumindest im Tiermodell konnte belegt werden, dass es der UVB-induzierten Karzinogenese in der Haut entgegenwirkt. Das geschieht, indem die Cox-2-Proteinsynthese in bestimmten epidermalen Zellen unterdrückt wird.
Wie Ring und seine Kollegen berichten, linderte die topische Applikation von Kaempferol nach leichtgradigen Verbrennungen die Folgen der Einwanderung von Entzündungszellen in die geschädigten Hautareale.
Eher antioxidative Wirkungen durch Abfangen freier Radikale entfaltet die Ferulasäure, ein Vorläufermolekül des Vanillins. Zwar gibt es bereits viele In-vitro-Daten zur Wirksamkeit dieser Substanz, was Forscher einen therapeutischen Effekt bei neurodegenerativen und kardiovaskulären Erkrankungen sowie Diabetes und Krebs vermuten lässt.
Auch häufen sich Hinweise, dass die Substanz einen photoprotektiven Effekt hat und die Wundheilung beschleunigt. Aber entsprechende Effekte in Untersuchungen mit Patienten sind noch nicht hieb- und stichfest belegt.
Das gilt auch für die krebshemmende Wirkung. Oral verabreichte Ferulasäure verhinderte die Entstehung von Hauttumoren, die experimentell bei Mäusen in der Kontrollgruppe ohne die Substanz durch topisch aufgetragenes Dimethylanthracen ausgelöst wurden.
Und in zwei von drei prospektiven Studien über zehn Jahre konnte zwar keine Assoziation zwischen Biertrinken und der Entstehung eines Basalzellkarzinoms festgestellt werden, in der dritten, aktuelleren Studie wurde jedoch eine Reduktion des Risikos beobachtet.
Doch der Beleg einer Assoziation zwischen Biertrinken und der Entstehung bzw. Verhinderung von Hautkrebs steht noch aus.
Bessert moderater Bierkonsum atopisches Ekzem?
Das Polyphenol Xanthohumol findet man ausschließlich im Hopfen. Es ist in der Lage, die Interleukin-12-Synthese, induziert etwa durch Lipopolysaccharide, zu blockieren.
In einem Tiermodell für chronische allergische Kontaktdermatitis, durch Oxazolon ausgelöst, wurde diese Hautreaktion signifikant durch Applikation von Xanthohumol reduziert.
Die Münchner Wissenschaftler spekulieren, dass erwachsene Patienten mit einem atopischen Ekzem von einem moderaten Bierkonsum profitieren würden. Bisher gebe es allerdings noch keine entsprechende klinische Studie.
Die für das Bierbrauen verwendete Gerste schließlich enthält wie Äpfel auch Procyanidin. Das wirkt im Tierversuch wie auch in einer ersten Doppelblindstudie auf das Haarwachstum.
In der placebokontrollierten japanischen Studie wurde 0,7 Prozentiges Procyanidin aus Apfelextrakt bei Männern auf die Glatze aufgetragen. Je länger behandelt wurde, umso dichter wurde der Haarwuchs, ohne nennenswerte Nebenwirkungen.
Auch wenn es viele kosmetische Produkte, inklusive Shampoos, auf dem Markt gebe, die Hopfenextrakte enthielten, fehlten bisher gute klinische Studien, die den Effekt auf Hautalterung und Haarwuchs belegten, so die Wissenschaftler.
Die Dermatologen lassen bei der Erforschung der Bieringredienzien nicht locker. Vielversprechend sind dabei die immer effektiveren Applikationssysteme für das Auftragen etwa von Xanthohumol, Quercetin oder Ferulasäure.
Wenn wohl nicht das Biertrinken selbst zur Therapie von Hauterkrankungen empfohlen werden kann - etwa weil gar anaphylaktische Reaktionen auf Bier oder Alkohol möglich sind - so sind die bisherigen Forschungsergebnisse zu den Inhaltsstoffen im Zusammenhang mit einer möglichen therapeutischen Anwendung doch ermutigend.