Weniger Juckreiz
Heilende Worte des Arztes
Bei leichteren Erkrankungen kann es mitunter genügen, wenn Ärzte eine Besserung in Aussicht stellen, damit die Patienten weniger Beschwerden haben. Das beweist eine Studie mit Juckreiz-Geplagten.
Veröffentlicht:STANFORD. Nicht bei jedem Patienten, der wegen kleinerer gesundheitlicher Beschwerden seinen Hausarzt aufsucht, ist die Verordnung eines Medikaments angezeigt.
In vielen Situationen besteht die einzige Aufgabe des Arztes darin, dem Patienten den harmlosen und selbstlimitierenden Verlauf der geklagten Symptome darzulegen.
Diese Aufklärung dient nicht nur der besseren Informiertheit des Patienten: Die beruhigenden Nachrichten können auch dazu beitragen, dass die Beschwerden schneller nachlassen.
Darauf weisen Ärzte der kalifornischen Stanford-Universität hin, die in einer experimentellen Situation die heilende Kraft der richtigen Worte demonstriert haben (J Gen Intern Med, online 20. August 2018).
Histamin für die Studienteilnehmer
Dazu hatten die Ärzte gesunden Probanden Histamin wie beim Prick-Test mit einer Lanzette in die Oberhaut des Unterarms appliziert.
Nach 3, 9, 12, 15 und 18 Minuten sollten die Probanden den Juckreiz auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 100 (extrem) beurteilen. Nach der ersten Bewertung schaute sich ein Arzt die Lokalreaktion an.
Dies tat er randomisiert bei 41 Probanden kommentarlos (Kontrollgruppe) und bei den übrigen 36 mit dem Hinweis, dass die allergische Reaktion ab jetzt zurückgehen und Rötung und Hautreizung verschwinden würden.
Nach drei Minuten, noch vor dem Arztkontakt, wurde der Juckreiz in beiden Gruppen mit etwa 36 Punkten gleich bewertet. Danach ging er allerdings in der Gruppe, der ein Arzt die Besserung in Aussicht gestellt hatte, schneller zurück.
Schwächerer Juckreiz
Diese Teilnehmer gaben nach 9 und nach 12 Minuten einen signifikant schwächeren Juckreiz an als die Kontrollgruppe.
Nach 15 und 18 Minuten fiel dieser Unterschied zwar nicht mehr signifikant aus; das war wegen der erwartungsgemäß in beiden Gruppen nachlassenden allergischen Reaktion aber keine Überraschung.
"Die Ergebnisse liefern empirische Unterstützung dafür, dass die Besserungszusicherung vom Arzt als alleinige Maßnahme klinisch nützlich ist", schreiben die Studienautoren um Kari Leibowitz.
Die beruhigenden Informationen könnten zur Symptomlinderung beitragen.
Dabei werde der Effekt durch ihre Studie wahrscheinlich noch konservativ beurteilt, weil die Teilnehmer ja gesunde Probanden waren. Patienten im Hinblick auf Symptome zu beruhigen, die erwartbar von selbst verschwinden, ist laut Leibowitz eine zu wenig erforschte und eine zu wenig wertgeschätzte Komponente der medizinischen Versorgung. (bs)