Kommentar
Eine gesalzene Kontroverse
Kochsalz gilt Gesundheitsexperten als Übeltäter. Zuviel davon im Essen erhöhe den Blutdruck und die Gefahr kardiovaskulärer Erkrankungen. Die WHO hat sich zum Ziel gesetzt, den Salzkonsum global zu verringern.
Diese Bemühungen werden jetzt durch eine Studie konterkariert, die überraschenderweise nicht hohen, sondern geringen Salzkonsum als kardiovaskulär bedenklich erscheinen lässt. Das wird die Verfechter einer Salzrestriktion auf die Barrikaden treiben. Schon werden erste wütende Stimmen laut, die die provokanten Studiendaten als Machwerk voreingenommener Wissenschaftler disqualifizieren.
Allerdings sollten diese Kritiker selbst besser nicht nach dem Motto verfahren, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Gewiss hat auch die neue Studie ihre Limitierungen. Die im Schnitt 40 Jahre alten Teilnehmer waren relativ jung, die Zahl der kardiovaskulären Todesfälle relativ niedrig.
Eine Studie, deren Evidenzstärke eine sofortige Kurskorrektur im Denken zwingend nötig macht, sieht anders aus. Dennoch sollte ihren Ergebnissen nicht mit Empörung oder Ignoranz begegnet werden: Vielleicht haben die Autoren ja Recht, dass nicht jeder beim Griff zum Salzstreuer gleich von Gewissensbissen geplagt sein muss.
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