Herzinfarkt: Mit Schmerzen bessere Karten
Ein Myokardinfarkt macht sich bei Frauen häufiger als bei Männern nicht durch Thoraxschmerzen bemerkbar. Das ist vor allem für jüngere Patientinnen fatal.
Veröffentlicht:LAKELAND. Symptome und Prognose des akuten Myokardinfarkts sind geschlechtsabhängig: Frauen haben häufiger keinerlei thorakale Beschwerden, und ihre Überlebenschancen sind schlechter als die von Männern derselben Altersgruppe.
Mit steigendem Alter fallen diese Unterschiede aber immer geringer aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der die Daten von insgesamt 1.143.513 Infarktpatienten, darunter 481.581 Frauen, ausgewertet wurden.
Die Patienten waren zwischen 1994 und 2006 im National Registry of Myocardial Infarction erfasst worden (JAMA 2012; 307: 813-822).
Frauen, die wegen eines akuten Herzinfarkts eine Klinik aufsuchten, waren im Mittel gut sieben Jahre älter als ihre männlichen Leidensgenossen (73,9 versus 66,5 Jahre). 42 Prozent von ihnen berichteten nicht über Schmerzen oder Engegefühl in der Brust.
Von den Männern stellten sich hingegen nur 30,7 Prozent ohne Thoraxschmerzen vor. Diese geschlechtsspezifische Differenz war bei den unter 45-Jährigen am stärksten ausgeprägt (18,5 Prozent versus 13 Prozent) und ging mit dem Alter zurück.
Ohne Thoraxschmerzen erhöhte Mortalität
In der Altersgruppe über 75 fehlte das Leitsymptom bei ungefähr der Hälfte der Frauen wie der Männer.
Frauen starben häufiger als Männer noch während des Krankenhausaufenthalts (14,6 Prozent versus 10,3 Prozent). Generell war die Mortalität erhöht, wenn anfangs keine Thoraxschmerzen bestanden hatten.
Für jüngere Frauen war das Fehlen des Leitsymptoms jedoch verhängnisvoller als für Männer desselben Alters - mit einer Sterberate von 14,5 Prozent gegenüber 10,6 Prozent bei den 45- bis 54-Jährigen. Auch diese Geschlechterdifferenz nahm mit dem Alter ab.
War der Infarkt von Beschwerden im Brustbereich begleitet gewesen, hatten Frauen bis zu 74 Jahren ebenfalls eine etwas höhere Krankenhaussterblichkeit als gleichaltrige Männer.
Unterschiede in der Pathophysiologie
Für die schlechteren Überlebenschancen von Patienten ohne Thoraxbeschwerden im Allgemeinen machen die Studienautoren vor allem Begleiterkrankungen (Diabetes mellitus) und klinische Charakteristika des Herzinfarkts sowie die seltenere Anwendung von Akutmaßnahmen verantwortlich.
Die besonders schlechte Prognose von (jüngeren) Frauen sei wahrscheinlich auch auf Unterschiede in der Pathophysiologie zurückzuführen, so die Forscher. Generell treten Myokardinfarkte bei Frauen später auf, vermutlich wegen des Schutzes durch Östrogene.
Wenn sie früher von einem solchen Ereignis betroffen sind, liegt möglicherweise ein besonders aggressives Krankheitsbild zugrunde.