Parodontitis macht keine Herzinfarkte
Die entzündliche Zahnfleisch- und Kiefererkrankung Parodontitis wird immer wieder mit atherosklerotischen Gefäßerkrankungen in Zusammenhang gebracht. Für eine kausale Beziehung gibt es aber keine wissenschaftlichen Beweise, stellt die Fachgesellschaft AHA (American Heart Association) jetzt klar.
Veröffentlicht:DALLAS (ob). Parodontitis ist eine bakteriell bedingte Entzündung des Zahnhalteapparates. Dazu zählen Zahnfleisch, Kieferknochen, Zahnhals, Wurzelzement und Wurzelhaut. Neben Karies ist Parodontitis die häufigste Mundkrankheit.
"Parodontitis kann Herzinfarkt und Schlaganfall auslösen" - solche und ähnliche Schlagzeilen tauchen immer wieder in der Presse auf.
Nicht selten wird dann auch noch suggeriert, dass eine verbesserte Mundhygiene zur Vorbeugung einer Parodontitis auch der Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen dient.
Solche Behauptungen sind haltlos, konstatiert jetzt eine Expertengruppe aus Kardiologen, Zahnärzten und Infektiologen in einem 27-seitigen "Statement" der AHA (Circulation 2012; online 18. April).
Nach gründlicher Durchsicht der publizierten Literatur gelangen die Forscher zu der Überzeugung, dass die vorhandenen Studien zwar auf hohem Evidenzlevel die Assoziation von Parodontitis und atherosklerotischen Gefäßerkrankung stützen.
Viele Fragen weiter offen
Allerdings handelt es sich dabei in der Regel um Beobachtungsstudien, die aus methodischen Gründen die Frage der Kausalität nicht klären können.
Zwar konnte in einigen Studien gezeigt werden, dass eine Parodontitis-Behandlung günstige Auswirkungen auf systemische Entzündungsmarker wie CRP und KHK-Surrogatparameter wie Endothelfunktion haben kann.
Zum einen seien die Studienergebnisse diesbezüglich aber nicht konsistent, zum anderen wisse man nicht, ob diese Effekte auch von Dauer sind. Und völlig unklar sei, ob aus diesen Effekten auf lange Sicht eine Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse resultiert.
Die Experten weisen darauf hin, dass sowohl bei Parodontitis als auch atherosklerotischen Gefäßerkrankungen oft die gleichen Risikofaktoren wie Rauchen, höheres Alter und Diabetes zu finden sind.
Diese gemeinsamen Faktoren könnten eine mögliche Erklärung für die häufige Koexistenz beider Erkrankungen sein.