Zweifaches Sterberisiko

Natrium-Mangel ist lebensgefährlich

Hausärzte sollten insbesondere bei älteren Patienten auf den Natriumspiegel im Blut achten. Eine US-Studie zeigt: Zu wenig Natrium gefährdet das Leben.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Blutabnahme: Die Wahrscheinlichkeit eines Natriummangels steigt mit dem Alter.

Blutabnahme: Die Wahrscheinlichkeit eines Natriummangels steigt mit dem Alter.

© Klaus Rose

NEW YORK. Wie häufig sind Hyponatriämien und wie ist der Mangel mit dem Sterberisiko verknüpft?

Um diese Fragen zu klären, haben Forscher um Sumit Nohan von der Columbia University in New York Daten von 14.697 erwachsenen Teilnehmern des National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) analysiert.

Als Hyponatriämie galten den Forschern Werte unterhalb des Referenzbereichs; dieser lag in den USA zwischen 1999 und 2002 bei 133 bis 145 mmol/l und wurde dann ab 2003 auf 136 bis 144 mmol/l eingegrenzt. In Deutschland gelten Werte unterhalb von 135 mmol/l als Mangel.

Pseudo- sowie Verdünnungshyponatriämien waren in der Studie ausgeschlossen (The American Journal of Medicine 2013; 126: 1127).

Mit dem Alter wird Natriummangel häufiger

Ergebnis: Bei 1,72 Prozent der Studienteilnehmer ließ sich eine Hyponatriämie nachweisen. Die Wahrscheinlichkeit eines Natriummangels stieg dabei mit dem Alter.

Dieser Zusammenhang, so die Forscher, war besonders ausgeprägt bei Frauen. Aber auch insgesamt wurden hyponatriämische Werte bei Frauen häufiger gemessen als bei Männern (2,1 vs. 1,3 Prozent).

Erkrankungen wie Hochdruck, Diabetes, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, COPD, Krebs und psychiatrische Störungen ließen die Wahrscheinlichkeit einer Hyponatriämie deutlich steigen.

Gleiches galt für Medikamente wie Thiaziddiuretika, Carbamazepin, Lamotrigin, ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker und auch SSRI. Dagegen hatten nicht-steroidale Antirheumatika und trizyklische Antidepressiva keinen nennenswerten Einfluss auf die Prävalenz.

Sterberate bei Natriummangel verdreifacht bis verdoppelt

Besorgnis erregend war vor allem die deutliche Assoziation mit der Mortalität.

Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb des Beobachtungszeitraums zwischen 1999 und 2006 zu sterben, lag in der Gruppe mit Natriummangel bei 11 Prozent im Vergleich zu 4 Prozent bei Teilnehmern mit normalen Natriumwerten (Hazard Ratio, HR = 3,61).

Rechnete man den Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Mortalität heraus, blieb immer noch eine Risikoerhöhung um mehr als das Doppelte (HR = 2,24).

Der Zusammenhang galt in beeindruckendem Maße auch für Menschen ohne weitere Erkrankungen: Bei einer solchen Subgruppe war die Mortalität sogar fünffach erhöht, wenn zu niedrige Natriumspiegel gemessen worden waren.

Fazit: "Unsere Ergebnisse bestätigen, dass auch leichte Hyponatriämien nicht als benigne zu betrachten sind", folgern die Wissenschaftler. Gerade im ambulanten Setting sei daher verstärkt darauf zu achten.

Die klinischen Zeichen und Symptome sind bei leichten Mangelerscheinungen allerdings subtil.

Übelkeit, Kopfschmerzen oder Lethargie, bei chronischen Zuständen zum Beispiel auch Gangunsicherheiten und häufige Stürze können den Verdacht entsprechend lenken.

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 06.01.201413:24 Uhr

Zurück zu den Wurzeln?

Es ist immer noch wie im Mittelalter: Wie man damals der zunehmenden Verschlechterung des Krankheitszustandes durch wiederholte Aderlässe Herr werden wollte, bis der Patient schließlich den (gottgewollten?) Tod erlitten hatte, bleut man heute allen Menschen ein, sich primär-präventiv so salzarm wie irgend möglich zu ernähren, damit man pseudowissenschaftlich verbrämt in einer renommierten Fachzeitschrift organisierten Unfug zu den Auswirkungen der Hyponatriämie publizieren kann.

1. ist die NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey) als Bevölkerungs-basierte Querschnittstudie ["population-based, cross-sectional study"] mit 14.697 Patienten n i c h t zur Klärung des Zusammenhangs zwischen Natriumspiegel und Mortalität konzipiert worden.
2. Die hier in der ÄZ sehr gut referierte, im American Journal of Medicine publizierte Studie ist eher ein "Abfallprodukt" einer ex post Analyse.
3. Die klinisch manifeste Hyponatriämie ist eine ambulant, stationär und ggf. intensivpflichtig zu therapierende E r k r a n k u n g.
4. Kommen zu dieser Hyponatriämie wesentliche Grundkrankheiten wie Hochdruck, Diabetes, koronare Herzkrankheit, Schlaganfall, COPD, Krebs und psychiatrische Störungen hinzu, müsste auch dem einfältigsten Mediziner klar sein, dass die Mortalität dann erhöht sein m u s s.
5. Hyponatriämie im Zusammenhang mit Thiaziddiuretika, Carbamazepin, Lamotrigin, ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptorblocker und auch SSRI legen den hochgradigen Verdacht nahe, dass hinter dieser therapeutischen Vielfalt eine Multimorbidität stecken könnte.
6. Wer sich als wissenschaftliche Schlussfolgerung erlaubt, er habe die Erkrankung einer Hyponatriämie nebst schwerwiegender Co-Morbiditäten und Medikationen als k a u s a l e Ursache erhöhter Mortalität detektiert ["Conclusions - Our findings suggest that hyponatremia is a predictor of mortality in the general population independently of age, gender, and comorbid conditions."], muss sich ernsthaft fragen lassen , ob bei ihm ein einmaliges Medizinstudium überhaupt ausreichend war?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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