Herzbericht 2014

Herzinfarkt endet seltener tödlich

Erfreuliche Zahlen im neuen Herzbericht: Seit 1992 ist die Sterberate bei akutem Herzinfarkt deutlich zurückgegangen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben aber Todesursache Nummer 1 in Deutschland.

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Herzinfarkte enden seltener tödlich. Ernst nehmen sollte man die Anzeichen aber in jedem Fall immer.

Herzinfarkte enden seltener tödlich. Ernst nehmen sollte man die Anzeichen aber in jedem Fall immer.

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DÜSSELDORF / BERLIN. Die Sterberate beim akuten Herzinfarkt hat sich von 1992 bis 2012 von 108,9 auf 65,2 pro 100.000 Einwohner reduziert, hat Professor Christian Hamm aus Bad Nauheim bei der Präsentation des aktuellen Deutschen Herzberichtes gesagt.

Bei der KHK gab es eine Reduktion von 221,9 auf 159,2 und bei der Herzinsuffizienz von 71,1 auf 57,6, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).

"Viele Faktoren haben die Sterblichkeit positiv beeinflusst", wird Hamm in einer DGK-Mitteilung zum Herzbericht zitiert. Dazu gehören die flächendeckende Herzkatheter-Therapie, verbesserte Abläufe im Rettungssystem und in Kliniken, das ausgebaute Notarztsystem sowie verringerte Prähospitalzeiten.

Nach dem Bericht gab es 2013 insgesamt 354.493 Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ohne Schlaganfälle).

Mit einem Anteil von 66 Prozent bleiben die Erkrankungen damit Todesursache Nummer 1 in Deutschland. Mehr als 2,5 Millionen Krankenhausfälle waren zudem 2012 durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht.

Regionale Unterschiede

Nicht in allen Bundesländern ist nach dem Herzbericht der Trend gleich ausgeprägt. Während etwa die Herzinfarkt-Sterblichkeit in Schleswig-Holstein (46 pro 100.000 Einwohner), Hessen (54) und Berlin (56) am niedrigsten ist, ist sie in Brandenburg (105), Sachsen-Anhalt (103) und Sachsen (94) am höchsten.

Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt es auch bei der Erkrankungs-Häufigkeit. So lag etwa 2012 die Zahl der Herzinfarkte pro 100.000 Einwohner in Berlin (234), Bayern (240) oder Baden-Württemberg (243) deutlich unter dem Bundesschnitt von 276.

Die höchsten Werte wiesen hier Bremen (387), Sachsen-Anhalt (355) und das Saarland (347) auf. Als Ursachen werden demografische Größen, der sozioökonomischen Status der Bevölkerung, Gesundheitsbewusstsein, Ärztedichte oder das regionale Angebot an diagnostischen oder therapeutischen Möglichkeiten angeführt, so Hamm.

Bei den Stadtstaaten könne es zu statistischen Verzerrungen der Mortalitäts- oder Morbiditätszahlen kommen, weil hier viele Erkrankte aus den umliegenden Bundesländern mitversorgt werden.

Herzkatheter: steigender Trend

Einen weiter steigenden Trend verzeichnet der Herzbericht beim Einsatz von Herzkathetern: Von 2012 bis 2013 stieg die Zahl der diagnostischen Linksherzkatheter-Untersuchungen, auf das Bundesgebiet hochgerechnet, von 857.688 auf 885.131, die Zahl der Perkutanen Katheter Interventionen (PCI) von 337.171 auf 342.749.

"Eine Überversorgung in diesem Bereich lässt sich anhand der Qualitätsdaten nicht ableiten", betont Hamm in der DGK-Meldung zum Herzbericht.

Die vom AQUA Institut (Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen) erhobenen Daten zeigten, dass bezüglich der Indikation zur Herzkatheteruntersuchung in hohem Maß leitliniengerecht vorgegangen wurde.

Nur bei weniger als sieben Prozent der Fälle gebe es laut Daten der externen Qualitätssicherung nicht die geforderte klinische Symptomatik oder einen Ischämie-Nachweis.

Auch bei der Zahl der Interventionen stabilisiert sich die Zahl der Eingriffe. Der größere Teil der Patienten wird wegen eines Herzinfarktes oder eines drohenden Herzinfarktes stationär im Krankenhaus behandelt.

Eine Herzkatheter-Intervention ist für die meisten Herzinfarkt-Patienten die optimale und oft lebensrettende Behandlung. Das spiegelt sich in den Mortalitätszahlen wider.

"Wir gehen davon aus, dass die Katheter Zahlen auch 2015 auf diesem hohen Niveau bleiben", so Hamm. "

Wir sollten uns aber mit der Frage auseinandersetzen, dass in Zukunft verstärkt nichtinvasive Verfahren wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie Katheteruntersuchungen ersetzen können.

Dazu müssten allerdings die adäquaten Rahmenbedingungen geschaffen werden, unter anderem was die Spezialisierung in der Fortbildung und die Vergütung betrifft."

Herzklappen und HerzinsuffizienzHerzkrankheiten, die weiterhin steigende Fallzahlen aufweisen, sind Herzinsuffizienz (HI), Herzklappenerkrankungen sowie Herzrhythmusstörungen.

Die Herzinsuffizienz war 2012, wie der Herzbericht zeigt, mit 386.548 stationären Fällen die zweithäufigste Einzeldiagnose bei vollstationär behandelten Personen.

Die Häufigkeit von stationären Krankheitsfällen pro 100.000 Einwohner stieg von nur 275 im Jahr 1995 auf 480 (2012) an.

Mehr Herzrhythmusstörungen

Im gleichen Zeitraum stieg die Häufigkeit stationärer Krankheitsfälle bei Herzrhythmusstörungen von 282 auf 537, also um 90 Prozent, und bei Herzklappenerkrankungen von 69 auf 105, was einem Anstieg von 52 Prozent entspricht.

"Die steigenden Fallzahlen haben zum Teil paradoxerweise gerade mit den Fortschritten der Herzmedizin zu tun", erklärt Hamm. "Immer mehr Menschen überleben einen akuten Herzinfarkt, erkranken später aber an einer Herzschwäche."

Zum anderen ist der Trend Ausdruck der steigenden Lebenserwartung, das Risiko für eine Herzinsuffizienz, eine Herzklappen- oder Herzrhythmuserkrankung steigt mit dem Alter überproportional stark an.

Schrittmacher und DefibrillatorenUmfassend ist im aktuellen Herzbericht die Versorgung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen mit implantierbaren Herzschrittmachern und Defibrillatoren dargestellt.

"Insgesamt 106.840 Herzschrittmacher-Eingriffe (Neuimplantationen, Aggregataustausch, Revisionen) wurden im Jahr 2012 durchgeführt, sowie 47.037 Defibrillator-Eingriffe", berichtet Professor Karl-Heinz Kuck (Hamburg), Präsident European Heart Rhythm Association (EHRA) und Präsident-Elect der DGK.

"15,8 Prozent davon erfolgten in herzchirurgischen Einrichtungen, die restlichen in kardiologischen oder anderen Abteilungen."Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt die Zahl der Neuimplantationen von Schrittmachern und Defibrillatoren mit 947 pro 1 Million Einwohner hoch.

"Die Ergebnisse der externen Qualitätssicherung sprechen allerdings gegen die gelegentlich vorgebrachte These, dies läge an einer großzügigen Indikationsstellung in Deutschland", so Kuck.

"Eine den jeweiligen Leitlinien entsprechende Indikation lässt sich bei den Herzschrittmachern seit Jahren in mehr als 95 Prozent der Fälle feststellen, bei den ICD liegen die Ergebnisse seit 2011 bei über 90 Prozent." (eb)

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