Hochdruckpatienten sollten ruhig auch zu Hanteln greifen

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Wenn es richtig gemacht wird, senkt Krafttraining den Blutdruck effektiver als Ausdauertraining.

Wenn es richtig gemacht wird, senkt Krafttraining den Blutdruck effektiver als Ausdauertraining.

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GARMISCH-PARTENKIRCHEN (gvg). Niedrig-intensives Ausdauertraining ist die Standardempfehlung an den Patienten mit Bluthochdruck, wenn es um die Sportauswahl geht. Der Sportmediziner Professor Burkhard Weisser aus Kiel plädiert dagegen für eine Renaissance des Krafttrainings.

Der Grund dafür, dass Bluthochdruckpatienten heute noch immer vom Krafttraining abgeraten werde, seien Daten aus jahrzehntealten Studien, so Weisser auf dem Internationalen Kongress für Wintersportmedizin in Garmisch. In diesen Untersuchungen wurde mit intraarterieller Blutdruckmessung gezeigt, dass beim Gerätetraining Spitzenblutdruckwerte von über 400 mmHg auftreten können.

"Was dabei immer übersehen wird, ist, dass diese Werte nur bei Pressatmung vorkommen. Wenn den Sportlern gesagt wird, dass sie während der Anstrengung ausatmen müssen, passiert das nicht", so Weisser. Werde aufs Ausatmen geachtet, seien die Blutdruckschwankungen beim Krafttraining sogar außerordentlich gering. So stieg in einer Untersuchung mit zehn Patienten um 60 Jahre der systolische Druck nach bis zu 15-maliger Beinpresse nur geringfügig: von 120 mmHg auf maximal 133 mmHg.

Bei einer in der Belastungsintensität vergleichbaren Fahrradergometrie erreichte er dagegen 176 mmHg. "Dass niedrig-dosiertes Ausdauertraining einen geringen Blutdruckanstieg macht, ist ein Vorurteil", so Weissers Fazit mit Blick auf diese und ähnliche Untersuchungen.

Physiologisch betrachtet spricht einiges dafür, dem Krafttraining bei Hypertoniepatienten den Vorzug zu geben. Dadurch steigt der Gesamtquerschnitt der Muskulatur und der Grad der Kapillarisierung. Das bessert die hämodynamische Situation und wirkt so blutdrucksenkend. Durch den Muskelzuwachs steigt außerdem der Grundumsatz, was metabolisch günstig ist und nachweislich auch die Insulinsensitivität steigert.

In einer anderen Studie wurde viermonatiges Krafttraining mit gleich langem Ausdauertraining gleicher Intensität verglichen. "Nüchternblutzucker, HbA1c und Lipide nahmen beim Krafttraining stärker ab als beim Ausdauertraining", fasste Weisser zusammen.

Für Hypertoniker empfahl Weisser 20 Minuten Aufwärmen und dann Übungseinheiten von 20 bis 40 Minuten. Angestrebt werden sollten in dieser Zeit acht bis zwölf Übungen mit je drei Übungssätzen aus 15 Wiederholungen. Zwischen den Sätzen sollte nicht mehr als 30 Sekunden Pause gemacht werden. "Wichtig bleibt, bei systolischen Blutdruckwerten über 160 mmHg den Blutdruck medikamentös einzustellen", so Weisser.

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