Bluthochdruck
Jeder Achte spricht auf Medikamente nicht an
Vielen Patienten mit Bluthochdruck helfen Arzneimittel nicht weiter: Jeder Achte ist resistent, zeigen neue Studiendaten. Diese Hypertoniker sind besonders gefährdet für Infarkte.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Wann ist eine Hypertonie als therapierefraktär einzustufen?
Eine von Fachgesellschaften übernommene Definition lautet: bei Blutdruckwerten über 140/90 mmHg (über 130/80 mmHg bei Diabetikern oder Nierenkranken) trotz regelmäßiger Einnahme von drei oder mehr Antihypertensiva in maximal verträglicher Dosis (darunter ein Diuretikum).
Mit dieser Definition hat sich eine internationale Forschergruppe in einer Studie daran gemacht, die Prävalenz der "resistenten" Hypertonie und die damit verbundenen Risiken zu ergründen (Eur Heart J 2012; online 9. November). Dazu nutzten sie Daten aus dem 2003 gestarteten REACH-Register.
Studie mit Patienten in 44 Ländern
REACH ist eines der größten Register, in dem Daten zur Krankheitsentwicklung bei subklinischen oder manifesten Gefäßerkrankungen erhoben wurden. Die Mehrzahl der Teilnehmer hatte auch Bluthochdruck.
Am Register nehmen rund 69.000 Patienten in 44 Ländern teil. Die aktuelle Analyse stützt sich auf Daten von 53.530 Teilnehmern mit zusätzlich bestehender Hypertonie, deren Nachbeobachtung sich über vier Jahre erstreckte.
Nach den genannten Definitionskriterien erwies sich die Hypertonie bei 12,7 Prozent aller Studienteilnehmer als therapierefraktär oder resistent.
Davon nahmen rund die Hälfte (6,2 Prozent) drei, etwa jeder Dritte (4,6 Prozent) vier und der Rest (1,9 Prozent) fünf oder mehr Blutdrucksenker ein.
Außer einem Diuretikum waren dabei ACE-Hemmer/Sartane (90,1 Prozent), Betablocker (67 Prozent) und Kalziumantagonisten (50,8 Prozent) die häufigsten Antihypertensiva.
Erhöhtes Risiko für Infarkte
Eine resistente Hypertonie war im Vergleich zum einstellbaren Bluthochdruck mit einem signifikant um 11 Prozent höheren Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse (Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall) assoziiert.
Nicht unerwartet waren es vor allem nicht tödliche Schlaganfälle und Klinikeinweisungen infolge Herzinsuffizienz, deren Rate jeweils signifikant um 26 Prozent respektive 36 Prozent erhöht war.
Je höher die Zahl der eingenommenen Antihypertensiva, desto höher war die Rate der kardiovaskulären Ereignisse.
So hatten Patienten mit fünf oder mehr Blutdrucksenkern ein um 21 Prozent höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall als Patienten, die nur drei oder weniger Antihypertensiva einnahmen.