Hypertonie
Diese 5 Tipps lassen den Blutdruck sinken
Weniger Alkohol, mehr Bewegung und eine gesunde Ernährung – was sich mit nicht-medikamentösen Maßnahmen in Sachen Blutdrucksenkung erreichen lässt, fasst ein Experte zusammen.
Veröffentlicht:MANNHEIM. Rund drei Viertel aller Hypertonie-Erkrankungen könnten nach Ergebnissen großer epidemiologischer Studien durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden. Nicht unterschätzt werden sollte auch das Potenzial nicht-medikamentöser Maßnahmen in der Hypertoniebehandlung, vor allem von Alkoholreduktion, gesunder Ernährung und Gewichtsreduktion.
Professor Thomas Lenz, niedergelassener Nephrologe in Ludwigshafen, gab bei einer Veranstaltung in Mannheim einen Überblick darüber, was laut Studiendaten möglich ist.
Alkoholreduktion
Der Effekt einer Alkoholreduktion auf den Blutdruck hängt entscheidend davon ab, wie viel Alkohol bisher konsumiert wurde. Bei Personen mit einem moderaten Alkoholkonsum unter 25 g täglich (bis ein Viertelliter Wein oder zwei kleine Biere) hat eine Reduktion der Alkoholmenge laut Meta-Analysen keinen Effekt auf den Blutdruck.
Bei Personen mit höherem Konsum ist durch eine Reduktion eine Blutdrucksenkung von im Mittel -5,5/-3,9 mmHg zu erreichen. Laut einer britischen Modellrechnung könnten durch eine Reduktion des Alkoholkonsums auf die Hälfte (bei Personen, die täglich mehr als 25 g Alkohol trinken) jährlich rund 680 kardiovaskuläre Todesfälle vermieden werden.
Entspannungsübungen
Der Nutzen von Entspannungsübungen wie autogenem Training, Meditation, Yoga bei Hypertonikern bleibt nach Ansicht der Autoren einer Meta-Analyse von 17 Studien unbewiesen (J Hypertens 2014; 32: 1936-44).
Am besten seien die Daten für Meditation, die mit einer leichten Blutdrucksenkung in einer Größenordnung von -3/-2 mmHg korrelierte, berichtete Lenz. Langzeitdaten fehlen allerdings.
Ernährungsumstellung
Der Nutzen einer gesunden Ernährung (DASH-Diät, mediterrane Kost) ist nach Ansicht des Nephrologen eng mit einer geringen Kochsalzzufuhr verbunden. Man müsse sich aber so gut wie täglich gesund ernähren, um den Blutdruck günstig zu beeinflussen.
Erst ab einem DASH-Score von 4,5, also hoher Adhärenz zu dieser Ernährungsform, nahm in einer Studie die Zahl der Hypertoniker (diagnostiziert und nicht diagnostiziert) deutlich ab (J Hypertens 2012; 30: 1373-82).
Durch eine deutliche Kochsalzreduktion über mindestens 4 Wochen (-4,4 g täglich) wurde in einem Cochrane-Review von 34 Studien der Blutdruck von Hypertonikern um -5,3 / -2,8 mmHg verringert (BMJ 2013; 346: bmj.f1325). Multifaktoriell sei durch eine Ernährungsumstellung eine Blutdruckreduktion von bis zu -11/-6 mmHg möglich, so Lenz.
Gewichtsreduktion
Bis zu 40 Prozent des Blutdruckanstiegs sind laut epidemiologischen Untersuchungen durch Übergewicht bedingt. Eine Rolle spielen dabei Zunahme der Salzsensitivität und Stimulation des Sympathikotonus.
Relevant für eine deutliche Blutdruckerhöhung ist vor allem Adipositas (Body-Mass-Index > 30), sagte Lenz. Etwa ein Fünftel aller Übergewichtigen seien normotensiv.
Bei den stark übergewichtigen Menschen sind auch die Effekte einer deutlichen Gewichtsreduktion auf den Blutdruck am stärksten. In einer älteren Studie korrelierte eine Gewichtsreduktion um 20 kg in drei Monaten mit einem Abfall des systolischen Blutdrucks um 15 mmHg (NEJM 1981; 304: 930-33).
Bewegung
Der Nutzen von Ausdauertraining wurde in einer Meta-Analyse von 17 Studien mit 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABDM) dokumentiert (J Hypertens 2013; 31: 639-48). Der Blutdruck sank in der Trainingsgruppe tagsüber um -3/-3 mmHg, unverändert blieb allerdings der nächtliche Blutdruck, berichtete Lenz.
In Studienohne ABDM wurde durch körperliches Training eine Reduktion des Blutdrucks von -7/-5 mmHg erreicht.
Alle genannten nicht-medikamentösen Interventionen werden in deutschen und internationalen Leitlinien als Klasse-I-Empfehlungen fürs Management von Hochdruck-Patienten eingestuft, erinnerte der Nephrologe in Mannheim.
Außerdem ist auch Nikotinstopp eine Option zur Optimierung des Blutdrucks. Zwar sind Langzeiteffekte nicht dokumentiert, aber der übliche Blutdruckanstieg beim Rauchen (5-20 mmHg systolisch) bleibt aus.
Insgesamt hat sich der Blutdruck in Deutschland in den letzten 20 Jahren günstig entwickelt, äußerte sich Lenz optimistisch. Vor allem bei Männern mittleren Alters sei die Entwicklung günstig.