Infarkte

Metaanalyse entlastet Frühstücksei

Alle Liebhaber des Frühstückseis werden jetzt von den Ergebnissen einer Metaanalyse bestätigt: Der Genuss von Eiern hat offenbar nur wenig Einfluss auf das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko. Ein Freifahrtschein für Eier-Exzesse ist das aber nicht.

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Das Ei darf aufatmen.

Das Ei darf aufatmen.

© Rüdiger Wölk / imago

WUHAN. Hohe LDL-Cholesterin-Spiegel im Blut lassen das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall steigen. Das Frühstücksei ist daran aber nicht schuld, auch wenn es täglich genossen wird; das hat eine Metaanalyse jetzt bestätigt.

Es ist bereits seit längerem bekannt, dass das über die Ernährung zugeführte Cholesterin nur in bescheidenem Maße zur Plasmakonzentration des "schädlichen" LDL-Cholesterins beiträgt.

Einen größeren Einfluss auf den Cholesterinspiegel im Blut haben gesättigte Fettsäuren. Diese kommen vor allem in fettem Fleisch, Käse, Butter und anderen tierischen Fetten vor, viel weniger dagegen im Ei.

Was Cholesterin in Nahrungsmitteln potenziell gefährlich macht, sind zwei Faktoren: Zum einen erhöht es die Anfälligkeit von LDL-Cholesterin im Blut für Oxidationsvorgänge (oxidiertes LDL-Cholesterin ist ein Risikofaktor für die Atherosklerose), zum anderen steigert es die postprandiale Lipidämie. Ein großes Ei enthält bis zu 275 Milligramm Cholesterin.

In die Metaanalyse des chinesisch-amerikanischen Autorenteams gingen Daten aus acht Studien mit über 260.000 Patienten ein; diese wurden zwischen acht und 20 Jahre lang nachbeobachtet (BMJ 2013; 346: e8539).

Das relative Risiko, eine koronare Herzerkrankung (KHK) zu erleiden, lag bei einem Konsum von bis zu einem Ei täglich bei 0,99, der entsprechende Wert für den Schlaganfall war 0,91.

Auf die Patientengeschichte schauen

Eine Subgruppenanalyse mit Diabetespatienten zeigte dagegen einen negativen Effekt aufs Herz: Die Teilnehmer mit dem höchsten Eierkonsum hatten verglichen mit denen, die am wenigsten Eier aßen, ein um den Faktor 1,54 erhöhtes Risiko einer KHK.

Die Autoren schränken jedoch ein, dass nur wenige Diabetiker-Studien ausgewertet werden konnten; dieses Teilergebnis müsse daher mit Vorsicht interpretiert werden. Gleiches gilt für die leicht gesunkene Rate an hämorrhagischen Schlaganfällen, die die Forscher in einer weiteren Subgruppenanalyse gefunden hatten.

Die große US-Kardiologengesellschaft AHA (American Heart Association) rät gegenwärtig, bei der Ernährung auf das Cholesterin zu achten und die Zufuhr auf maximal 300 mg pro Tag zu reduzieren. Zwei Eier pro Woche war für die Experten zumindest bislang genug.

Grundsätzlich sollte man auf Grunderkrankungen achten, wenn man sich seinen Patienten gegenüber fürs Frühstücksei starkmacht.

In der Online-Sprechstunde der Deutschen Herzstiftung sagte Vorstandsmitglied Professor Helmut Gohlke, ehemals Chefarzt im Herz-Zentrum Bad Krozingen: "Wenn Sie keine koronare Herzerkrankung oder Gefäß-Arteriosklerose haben, ist der Konsum von Eiern weniger bedenklich, als wenn sie bereits deutliche arteriosklerotische Veränderungen an den Herzkranzgefäßen oder zum Beispiel den Halsgefäßen haben."

Nach Gohlke kommt es immer auf das Gesamtkonzept an. Ei hin oder her, am sinnvollsten sei eine Ernährung im Sinne der mediterranen Küche mit Schwerpunkt bei Gemüsen, Salat, Obst und Vollkornprodukten. (EO)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Arztsegen für Eiergenuss?

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