Vitamin D - auch bei Herzforschern ein Renner
Vitamin D rückt zunehmend in den Fokus der Herzkreislaufforschung. Denn niedrige Spiegel sind mit einem erhöhten kardiovaskuläres Risiko assoziiert. Ob eine Supplementierung kardioprotektiv wirkt, muss sich in einer laufenden Mega-Studie erst noch erweisen.
Veröffentlicht:Vitamin D ist en vogue. Viele Patienten nehmen es, manche Ärzte verschreiben es, mitunter in Megadosen. Denn dem Kalziumspiegel und Knochenaufbau regulierenden Prohormon werden vielfache gesundheitsfördernde Eigenschaften zugetraut.
Dies zeigt schon der etwas diffuse kombinierte Endpunkt des randomisierten VITAL-Studie (Vitamin D and Omega-3 Trial).
Diese von US-Forschern geleitete Mega-Studie untersucht bei 20.000 Personen, ob täglich 2000 IU Vitamin D3 oder 1 g Omega-3-Fettsäure (Omacor® Fischölkapseln) das Risiko für Malignome, Herzerkrankungen oder Schlaganfall in der Primärprävention reduziert. Mit Ergebnissen wird 2016 oder 2017 gerechnet.
Bis es soweit ist, werden noch zahlreiche Wissenschaftler ihre Publikationslisten mit Forschungsbeiträgen zu Vitamin D erweitern. Auch beim Jahreskongress der American Heart Association (AHA) in Orlando wurde jüngst eine Reihe von Arbeiten vorgestellt.
Niedriges Herzrisiko bei hohen Vitamin-D-Spiegeln
Eine interessante Studie stammt aus Deutschland unter Leitung von Dr. Mahir Karakas der Universität Ulm. In ihr wurde prospektiv die Assoziation zwischen Vitamin-D3-Spiegeln und dem Risiko für erstmalige KHK-Ereignisse anhand von knapp 1800 Patienten aus der Kohorte des Monica/Kora-Projektes untersucht.
Im Laufe von 11 Jahren wurden 300 KHK-Ereignisse beobachtet. Nach Adjustierung für zahlreiche andere KHK-Risikofaktoren fanden die Forscher eine klare, statistisch signifikante Assoziation zwischen hohen Vitamin-D-Spiegeln und niedrigem KHK-Risiko, allerdings nur bei Frauen.
Vitamin D3 hemmt in vitro die Zellproliferation und induziert die Zelldifferenzierung sowie die Apoptose. Auf diese Weise könnte es vor KHK schützen, so die Autoren.
Bei Vitamin-D-Defizit war Sterberate erhöht
Auch eine dänische Langzeitstudie (Schierbeck L.L. et al.) bestätigt, dass gesunde Frauen mittleren Alters langfristig häufiger an Herzkrankheiten oder Schlaganfall leiden, wenn sie ein Vitamin D-Defizit aufweisen.
In der Studie waren rund 2000 Frauen (medianes Alter: 50 Jahre) 16 Jahre lang in einer Osteoporose-Präventionsstudie beobachtet worden.
Anfangs waren die Vitamin-D-Spiegel bestimmt worden. Ein gutes Drittel der Frauen wies ein Vitamin-D-Defizit auf (25(OH)D < 20 ng/ml). Diese Frauen hatten höhere Werte für Triglyzeride, Nüchternglukose und Body-Mass-Index. Sie rauchten häufiger und hatten ein niedrigeres HDL-Cholesterin.
8,3 Prozent der Frauen mit niedrigen Vitamin-D-Werten und 5,7 Prozent der Frauen mit normalen Vitamin-D-Werten starben im Beobachtungszeitraum - ein signifikanter Unterschied (p=0.04).
Überlebensvorteil auch nach 13 Jahren
Auch der primäre Studienendpunkt (Tod, Infarkt, Insult, Herzinsuffizienz) trat bei Vitamin-D-Defizit signifikant häufiger auf (15 vs. 10,2 Prozent, p = 0,02).
Ähnliches berichteten britische Autoren aus Oxford (Emberson J. et al): In der WHITEHALL-Studie war eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D mit einer um 21 Prozent niedrigeren Gesamtsterblichkeit assoziiert.
In der Studie waren gut 5000 ältere Männer (im Schnitt 77 Jahre) 13 Jahre lang nachbeobachtet worden. Bei gemeinsamer Betrachtung dieser Daten mit anderen Studien in einer Metaanalyse stieg der Überlebensvorteil bei guter Vitamin-D-Versorgung auf 30 Prozent.
Eine Autorengruppe aus Norwegen (Naesgaard P.A. et al. ) berichtete, dass die Bestimmung des Vitamin-D-Status geeignet sei, bei Patienten einer Chest-Pain-Unit die Prognose der Patienten vorherzusagen.
Supplementierung ohne Effekt auf Endothelfunktion
Kardiologen aus Israel (Arnson Y. et al.) hatten Patienten mit akutem Koronarsyndrom akut mit 4000 IU Vitamin D behandelt und dadurch Entzündungsparameter reduziert.
Das Internet-Portal "Theheart.org" pickte aus der Fülle der Studien zu Vitamin D eine kleine randomisierte Studie heraus, in der bei postmenopausalen Frauen mit mäßiggradig erniedrigten Vitamin D-Spiegeln vier Monate lang Vitamin D supplementiert und anschließend die Wirkung auf endotheliale Funktion, Inflammation und Blutdruck bestimmt wurde.
Ergebnis: Keinerlei Effekt war nachweisbar. Dieses unspektakuläre Ergebnis mahnt zur Vorsicht: Es gibt bis dato keinen Beweis für eine Kausalität. Deshalb gilt es, die Ergebnisse der VITAL-Studie abzuwarten, bis so etwas wie Evidenz vorliegt.