Hintergrund

"Herzreparatur" durch Stammzellen nach Infarkt

US-Forscher glauben das Versprechen auf Regeneration von Herzgewebe nach einem Herzinfarkt durch Stammzellentherapie eingelöst zu haben.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Durch therapeutische Regeneration von Herzgewebe kann ein Herz "repariert" werden, so eine US-Studie.

Durch therapeutische Regeneration von Herzgewebe kann ein Herz "repariert" werden, so eine US-Studie.

© blickwinkel / imago

Mit der Stammzellentherapie verbindet sich die Hoffnung, infarktgeschädigtes Herzgewebe durch Neubildung von Myokardzellen ersetzen zu können.

In den letzten Jahren sind Machbarkeit und Sicherheit von zellbasierten Therapien bei Patienten mit ischämischer Herzschädigung in vielen zumeist kleinen Studien dokumentiert worden.

Der dabei erzielte therapeutische Erfolg blieb allerdings oft hinter den Erwartungen zurück.

In klinischen Studien sind bisher vor allem adulte mononukleäre Knochenmarkzellen oder mesenchymale Stammzellen auf ihre regenerative Potenz am Herzen untersucht worden.

Keine Belege für kontraktionsfähige Myokardzellen

Für die These, dass sich diese Zellen nach intrakoronarer oder intramyokardialer Applikation in kontraktionsfähige Myokardzellen umwandeln würden, fanden sich allerdings keine Belege. Die beobachteten funktionellen Verbesserungen werden deshalb eher auf eine durch Stamm- oder Progenitorzellen gesteigerte Gefäßneubildung (Neoangiogenese) zurückgeführt.

Eine andere Zellpopulation, nämlich aus Herzgewebe gewonnene adulte kardiale Stammzellen, hat eine US-Forschergruppe um Dr. Eduardo Marbàn aus Los Angeles in ihrer jetzt publizierten Studie zur Myokardregeneration getestet (The Lancet, online am 13. Februar 2012).

Die Untersucher haben bei Patienten mit einem weniger als vier Wochen zurückliegenden Myokardinfarkt zunächst auf perkutanem Weg Herzgewebe aus dem Endomyokard entnommen. Aus den Biopsien wurden dann mithilfe eines speziellen Aufbereitungsverfahrens (cardiosphere culture method) über Wochen Millionen von sogenannten "cardiosphere-derived cells" (CDC) gewonnen.

Eineinhalb bis drei Monate nach dem Infarktereignis wurden dann bei 17 Patienten 12,5 bis 25 Millionen dieser kardialen Stammzellen intrakoronar injiziert, weitere acht Patienten ohne Injektion bildeten die Kontrollgruppe.

Zellinfusion als sicher erwiesen

Die Zellinfusion erwies sich als sicher. Im Beobachtungszeitraum von sechs Monaten waren weder Todesfälle noch Herztumoren oder eine Zunahme schwerer kardiovaskulärer Komplikationen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Zelltherapie standen, zu beobachten.

Wie die Untersucher nach sechs Monaten per MRT-Bildgebung zudem feststellten, war die Größe der Infarktnarbe - sie lag zu Beginn im Schnitt bei 24 Prozent in Relation zum gesunden Herzgewebe - in der Kontrollgruppe nahezu unverändert.

In der Gruppe mit CDC-Behandlung war dagegen eine absolute Reduktion der Narbengröße um 7,7 Prozent (nach sechs Monaten) und um 12,3 Prozent (nach zwölf Monaten) zu verzeichnen.

Therapeutische Regeneration von Herzgewebe

Die Abnahme der prozentualen Narbengröße beruhte auf einer günstigen Veränderung der beiden dafür relevanten Komponenten: Zum einen auf einer signifikanten Schrumpfung der Masse des vernarbten Herzgewebes, zum anderen auf einer signifikanten Zunahme der Masse des gesunden Myokards.

Auch im Hinblick auf die regionale Kontraktilität und die regionale systolische Wanddicke war jeweils eine signifikante Zunahme zu beobachten. Nach Ansicht der Autoren ist damit erstmals eine therapeutische Regeneration von Herzgewebe nach Myokardinfarkt in einer Studie gezeigt worden.

Allerdings verwundert ein wenig, dass sich diese regenerativen Veränderungen im Myokard nicht in einer Verbesserung funktioneller Parameter widerspiegelten: Weder bei der Auswurffraktion oder beim 6-Minuten-Gehtest noch beim linksventrikulären enddiastolischen oder endsystolischen Volumen zeigten sich nennenswerte Unterschiede im Vergleich zu Kontrollgruppe.

Jubel über den neuen Therapieansatz wäre nach dieser kleinen "Proof-of-concept"-Studie trotz des reklamierten Fortschritts angesichts noch zu klärender Fragen verfrüht. Wieder einmal lautet der wohl beste Rat, vor einer endgültigen Bewertung der neuen Methode erst einmal die Ergebnisse größerer Studien mit noch längerer Beobachtungsdauer abzuwarten.

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