Vorhofflimmern
Jeder Zweite nach Katheterablation beschwerdefrei
Ein Jahr nach Katheterablation ist bei rund drei Vierteln aller Patienten mit Vorhofflimmern die Arrhythmie nicht wieder zurückgekehrt. Das belegen Daten aus dem ersten großen europäischen Ablationsregister.
Veröffentlicht:MÜNCHEN (ob). Mit der Atrial Fibrillation Ablation Pilot Study wollen sich ihre Initiatoren ein umfassendes Bild davon verschaffen, bei welchen Patienten und in welchem klinischen Kontext die interventionelle Katheterablation bei Vorhofflimmern heute in Europa zur Anwendung kommt.
Ein-Jahres-Daten von 1300 Patienten hat Dr. Elena Arbelo aus Barcelona beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München vorgestellt.
Sie sind, so Arbelo, ein Spiegel der derzeitigen Praxis der Katheterablation in Europa. Insgesamt 72 Zentren in zehn europäischen Ländern beteiligen sich am Register, darunter auch einige deutsche Zentren mit etwa 150 Patienten.
Komplikationen sind selten
Ein Jahr nach einmaliger Ablationsbehandlung waren 74 Prozent aller Teilnehmer frei von Vorhofflimmern-Rezidiven. Etwa 90 Prozent von ihnen hatten vor dem Eingriff Symptome.
Mehr als die Hälfte aller Patienten wurde durch die Katheterablation beschwerdefrei. In etwa 20 Prozent der Fälle war ein zweiter Eingriff erforderlich.
Eine Diskrepanz zwischen Empfehlungen und aktueller Praxis sieht Arbelo beim Arrhythmie-Monitoring, das oft nicht so gründlich war, wie es die Leitlinien empfehlen.
So wurde bei 76 Prozent aller Patienten gelegentlich ein EKG abgeleitet, nur bei 50 Prozent erfolgte eine Nachkontrolle durch Holter-Monitoring.
Zum Zeitpunkt der Entlassung erhielten 97 Prozent eine orale Antikoagulation, in der Regel mit einem Vitamin-K-Antagonisten, 67 Prozent wurden medikamentös mit Antiarrhythmika behandelt.
Nach einem Jahr nahmen noch immer mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Patienten Antikoagulanzien und 32 Prozent Antiarrhythmika ein.
Der Wunsch vieler Patienten, durch die Katheterablation von der Medikamenteneinnahme befreit zu werden, lasse sich in der Realität demnach nicht immer erfüllen, betonte Arbelo.
Komplikationen während des ersten Jahres nach Ablation waren mit einer Inzidenz von 2,6 Prozent relativ niedrig.
Die Rate der Komplikationen, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Ablationsbehandlung standen, war hingegen mit 7,7 Prozent deutlich höher.
Rasante Entwicklung
Die Patienten, die gegenwärtig zur Katheterablation kommen, repräsentieren nicht das typische Spektrum der Patienten mit Vorhofflimmern im Praxisalltag: Sie sind meistens relativ jung, haben überwiegend paroxysmales Vorhofflimmern und weisen häufig keine strukturelle Herzerkrankung auf.
Die Katheterablation bei Vorhofflimmern entwickelt sich rasant - nicht nur in technischer Hinsicht.
Für Deutschland weist der "Herzbericht 2010" bereits mehr als 44.000 Ablationsbehandlungen aus, was im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um knapp sieben Prozent bedeutet.
Die neuen ESC-Leitlinien empfehlen die Katheterablation bei Patienten mit Vorhofflimmern, die unter einer antiarrhythmischen Therapie symptomatische Rezidive haben und eine auf Rhythmuskontrolle zielende Behandlung bevorzugen.
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