Anästhesisten betonen
Reanimation ist einfach!
Bei Herzstillstand ist schnelle Hilfe angesagt. Über lebensrettende Sofortmaßnahmen informiert die Kampagne "100 Pro Reanimation". Die Kernbotschaft lautet: Man kann nichts falsch machen.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Bereitschaft von Laien, Wiederbelebungsmaßnahmen nach einem plötzlichen Herzstillstand durchzuführen, sei in Deutschland mit 15 Prozent im internationalen Vergleich alarmierend niedrig.
Dies zeigten neue Daten der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI).
Pro Jahr könnten 100.000 zusätzliche Leben in Europa und 10.000 in Deutschland gerettet werden, wenn die Reanimation durch Laien und Notfallversorgungsteams verbessert werden würde, schreibt die DGAI in einer Mitteilung.
Dabei seien die Maßnahmen zur Wiederbelebung eines Menschen einfach. "Man kann dabei nichts falsch machen", schreibt die DGAI. Der einzige Fehler ist, nichts zu tun.
Mund-zu-Mund-Beatmung erhöht Überlebenschance
"Prüfen, Rufen, Drücken" laute die Devise: Prüfen, ob die bewusstlos zusammengebrochene Person noch reagiert und atmet. Unter 112 den Rettungsdienst anrufen.
Fest, mindestens 100-mal pro Minute in der Mitte des Brustkorbs drücken und nicht aufhören, bis Hilfe eintrifft.
Trainierte Ersthelfer sollten zusätzlich die Mund-zu-Mund-Beatmung im Verhältnis von 30 Herzdruckmassagen zu zwei Beatmungen durchführen. Diese Maßnahmen verdoppeln bis verdreifachen die Chance, dass der Betroffene überlebt.
Um auch Laien zur Reanimation zu motivieren, hat die DGAI die Kampagne "100 Pro Reanimation" gestartet. Dazu gehören auch mehrere Projekte.
Im Projekt "Wiederbelebung durch Schüler in Mecklenburg-Vorpommern - Retten macht Schule" beschäftigt sich die Arbeitsgruppe Notfallmedizinische Forschung an der Uni Rostock mit der Implementierung von Wiederbelebung in den Schulunterricht.
Bundesweit wurden über 10.000 Schüler aller Klassenstufen befragt, bei über 1000 die Fähigkeit zur Wiederbelebung von Erwachsenen untersucht.
Ergebnis: Schüler ab der 7. Klasse sind dazu problemlos bei Erwachsenen imstande. Erstaunlich war jedoch, dass jeder 5. Schüler den Notruf 112 nicht kannte.
Wiederbelebung im Unterricht
Für alle Schüler der 7. Klasse in Mecklenburg-Vorpommern wurden Wiederbelebungspuppen bereitgestellt und bisher über 30.000 in Wiederbelebung ausgebildet.
Einer Befragung von über 400 Lehrern zufolge halten 83 Prozent die Wiederbelebung als Pflichtlernstoff für nötig.
Von über 8000 befragten Schülern machten 75 Prozent der Unterricht Spaß, fast 80 Prozent fühlten sich besser auf Notfälle vorbereitet. Ähnliche Projekte gab es in Aachen, Darmstadt und Eschweiler.
Auf der Website zur Kampagne stehen für alle, die ihre Kenntnisse zur Wiederbelebung auffrischen möchten, ein Film, eine Kurzanleitung fürs Portemonnaie und ein Flyer zum Download bereit. (eb)