KHK

Herzrisiko Glatze

Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit lässt sich bei Männern offenbar an ihrer Haarpracht ablesen: Bei spärlichem Wuchs ist Vorsicht geboten - zumindest an bestimmten Stellen. Auch junge Männer sind betroffen.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:
Die Vertex-Glatze hat es in sich: Sie erhöht das KHK-Risiko der Betroffenen.

Die Vertex-Glatze hat es in sich: Sie erhöht das KHK-Risiko der Betroffenen.

© Sabine Immken/Fotolia.com

TOKIO. Männer mit Glatze am oberen Hinterkopf sollten mehr auf ihr Herz achten, zumindest wenn man einer aktuellen Metaanalyse Glauben schenkt.

Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Haarverlust an dieser Stelle und einem erhöhten KHK-Risiko, wobei das Risiko mit der Größe der Glatze steigt. Männer mit Stirnglatze hingegen müssen sich offenbar keine Sorgen machen.

Im Rahmen ihrer Metaanalyse werteten Tomohide Yamada von der Universität in Tokio und seine Kollegen drei Kohorten- und drei Fall-Kontroll-Studien aus den USA und Europa mit insgesamt 36.990 Teilnehmern aus, in denen man über einen Zeitraum von elf bis 14 Jahren einem möglichen Zusammenhang zwischen Haarpracht und Herzgesundheit nachgegangen war (BMJ Open 2013;3: e002537).

Dabei berücksichtigten sie die gängigen KHK-Risikofaktoren wie Alter, Body-Mass-Index, Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.

Gemäß der drei Kohortenstudien stieg bei Männern mit ausgeprägter Glatze am oberen Hinterkopf das Risiko für eine KHK im Vergleich zu Männern mit dichtem Haar um ein Drittel (adj. RR 1,32, 95% CI 1,08-1,63), in den Fall-Kontroll-Studien war die Risikozunahme noch deutlicher (adj. RR 1,7, 95% CI 1,05-2,74).

Ursache-Wirkungs-Prinzip unklar

Auch bei jüngeren Probanden unter 55 Jahren ließ sich eine solche Korrelation nachweisen (Kohortenstudien: adj. RR 1,44, 95%CI 1,11-1,86; Fall-Kontroll-Studien: adj. RR 1,84, 95% CI 1,30-2,62).

War der Haarverlust gemäß der Hamilton-Norwood-Skala nur als mild einzustufen, fiel der Zusammenhang geringer aus (adj RR 1,18 95% CI 1,04-1,35). Männer mit Stirnglatze hingegen hatten kein höheres KHK-Risiko (adj. RR 1,11, 95% CI 0,92-1,32).

Warum die androgenetische Alopezie mit einem höheren KHK-Risiko korreliert, ist bislang unklar. Vermutet werde, so die Studienautoren, dass die klassischen KHK-Risikofaktoren wie Alter, Bluthochdruck, Rauchen und Dyslipidämie auch das Haarwachstum beeinflussen und der Haarausfall somit ein Zeichen eines arteriosklerotischen Prozesses sein könnte.

Außerdem liegen möglicherweise der Glatzenbildung und der koronaren Herzkrankheit dieselben Mechanismen zugrunde wie Hyperinsulinämie und chronische Entzündungsprozesse.

Aufgrund der Ergebnisse fordern die Autoren, bei Männern mit Vertex-Glatze genauer auf die koronaren Risikofaktoren zu achten, insbesondere bei jüngeren Männern, halten aber ein grundsätzliches KHK-Screening aller Glatzenträger für verfrüht, nicht zuletzt mit Blick auf die vielen Männer mit Glatze.

Erst müsse sich in gut konzipierten, kontrollierten Kohortenstudien dieser Zusammenhang bestätigen lassen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Männer oben ohne

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 12.04.201311:51 Uhr

Haarpracht

Aufgrund der japanischen Studie wissen wir endlich, warum uns Männer die Frauen i.d.R. um ein paar Jahre "überflügeln": Es ist der schönste, natürliche Körperschmuck, der zugleich Grund für ihre Langlebigkeit ist!
Gott sei dank, daß sie vor der Glatzenbildung zu unserer aller Freude geschützt sind.
So mancher Glatzenträger möchte dennoch nicht auf seine männlichen Sehnsüchte verzichten, und damit auf sein androgenetisches Kampfhormon.
Das ist ja wohl erwiesenermaßen mitverantwortlich für den frühen Kopf-Haar-Verlust.
Interessant in der bez. Studie ist aber, daß ausgerechnet die Japaner sich des Themas "männliche Glatzenbildung" angenommen haben.
Gibt es bei den asiatischen Volksgruppen doch vergleichsweise wenige kahle Schädel, sondern meist eine bis in´s hohe Alter sichtbare Haapracht auch bei Männern.
Dagegen ist es doch bei Europäern fast normal, daß früher oder später jeder zweite Mann den schönen Jugendschopf mehr oder weniger verloren hat. Das können aber die meisten Adamsöhne mit anderen Qualitäten dann ausgleichen - wenn sie nicht, wie uns aus Japan mit der fragwürdigen Studie prophezeit wird, vorzeitig wg. glatzen-assoziiertem Herz-Kreislauf-Versagen dahingerafft wurden.
Oder handelt es sich dabei auch nur um ein besonderes männliches "burn out"-Phänomen, das sowohl haarige wie auch kahle Köpfe gelegentlich ereilt.
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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