Hintergrund

Neun Sextipps für Herzkranke

Sex ist schön, aber auch gefährlich: Blutdruck und Herzfrequenz steigen - und können zu einem Infarkt führen. Herzkranke Menschen sollten deswegen einiges beachten.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Der sexuelle Höhepunkt kann zu einem Herzinfarkt führen. Tatsächlich geschieht es aber sehr selten.

Der sexuelle Höhepunkt kann zu einem Herzinfarkt führen. Tatsächlich geschieht es aber sehr selten.

© Yuri Arcurs / fotolia.com

Sex lässt Blutdruck und Herzfrequenz steigen, geringfügig beim Vorspiel und am stärksten in den 10 bis 15 Sekunden während des Orgasmus.

Ein systolischer Blutdruck von 170 mmHg oder ein Puls von 130 pro Minute werden jedoch nur selten überschritten - zumindest nicht bei ansonsten normotensiven Männern, die Sex mit ihrer Partnerin haben.

Generell liegt die Belastung bei sexueller Aktivität im Bereich von drei bis fünf metabolischen Äquivalenten (MET), je nach Alter, Fitness und gesundheitlichem Zustand.

Weniger als ein Prozent aller Herzinfarkte beim Geschlechtsakt

Erwartungsgemäß besteht beim Koitus ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Die absolute Ereignisrate ist jedoch "winzig", so die American Heart Association (AHA), vor allem weil die Belastung in der Regel eher kurz währt.

So ereignen sich weniger als ein Prozent aller Herzinfarkte und aller Fälle von plötzlichem Herztod beim Geschlechtsakt.

Die "Angina d'amour" - während des Koitus oder in den nachfolgenden Stunden - macht weniger als fünf Prozent aller Angina-pectoris-Anfälle aus.

Aber wie sieht es für den einzelnen, kardiovaskulär erkrankten Patienten aus: Ist Sex erlaubt oder nicht? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft die aktuelle AHA-Publikation (Circulation 2012; online , 19. Januar).

Experten haben die publizierten Studiendaten und die Leitlinien großer Fachgesellschaften zusammengetragen und daraus Empfehlungen abgeleitet:

Wichtig: Anamnese und köperliche Untersuchung

Bevor Patienten mit neu festgestellter kardiovaskulärer Erkrankung wieder sexuell aktiv werden, sollte eine sorgfältige Medikamentenanamnese und körperliche Untersuchung stattfinden. Wenn sich dabei ein niedriges Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen ergibt, spricht nichts gegen Sex.

Wenn das kardiovaskuläre Risiko nicht niedrig oder nicht bekannt ist, wird ein Belastungstest empfohlen. Sexuelle Aktivität ist unproblematisch, wenn die Patienten im Belastungstest mindestens 3-5 MET schaffen, ohne dass Angina, exzessive Dyspnoe, ischämische ST-Veränderungen, Zyanose, Hypotonie oder Arrhythmien auftreten.

Das Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen beim Sex kann durch kardiale Rehabilitationsmaßnahmen und Sport gesenkt werden.

Patienten mit instabiler, dekompensierter und/oder schwerer symptomatischer kardiovaskulärer Erkrankung sollten so lange auf sexuelle Aktivität verzichten, bis sie stabilisiert und optimal behandelt sind. Dasselbe gilt für Patienten, bei denen kardiovaskuläre Beschwerden durch den Geschlechtsakt ausgelöst wurden.

Eventuelle Bedenken wegen möglicher nachteiliger Auswirkungen auf die Sexualität dürfen kein Grund sein, auf die Verordnung symptomatisch und/oder prognostisch wirksamer Herz-Kreislauf-Medikamente zu verzichten.

Medikamente zur Behandlung der erektilen Dysfunktion, sprich PDE-5-Hemmer, werden bei stabiler kardiovaskulärer Erkrankung als sicher erachtet. PDE-5-Hemmer sind jedoch verboten, wenn Patienten Nitrate einnehmen. Umgekehrt sollten Patienten, die einen PDE-5-Hemmer einnehmen, danach (je nach Substanz) 24 bis 48 Stunden lang kein Nitrat anwenden.

Prämenopausale Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten bezüglich der Sicherheit von Kontrazeptiva und Schwangerschaft beraten werden.

Postmenopausale Frauen mit kardiovaskulären Erkrankungen sollten zur Behandlung wegen einer Dyspareunie kein systemisches Östrogen erhalten.

Nach einem kardialen Ereignis, bei einer neu diagnostizierten kardiovaskulären Erkrankung und nach der Implantation eines Defibrillators sollte im Rahmen der ärztlichen Beratung auch das Thema "Sex" angesprochen werden.

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