Konsensus-Empfehlungen

Safer Sex für Herzkranke

Dass die Liebe das menschliche Herz stark belasten kann, ist eine schlichte Erfahrung. Kompliziert wird es, wenn spezielle kardiovaskuläre Leiden hinzukommen. Kardiologen aus den USA und Europa haben jetzt Ratschläge für KHK-Patienten beim Liebesspiel zusammengestellt.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Schwierig anzusprechen: Häufig machen sich Sexualpartner von Herkranken mehr Sorgen, als die Patienten selbst.

Schwierig anzusprechen: Häufig machen sich Sexualpartner von Herkranken mehr Sorgen, als die Patienten selbst.

© michajung / fotolia.com

DALLAS/SOPHIA ANTIPOLIS. "Sexuelle Beratung ist wichtig für Herzpatienten, aber auch für deren Partner", schreiben die Experten der American Heart Association (AHA) und der European Society of Cardiology (ESC) in einem Konsensus-Dokument (Circulation 2013; online 29. Juli).

Oft würden die Sexualpartner größere Sorgen plagen als die Patienten selbst. Allerdings wüssten viele Mediziner nicht, was genau sie den Betroffenen raten sollen, damit diese ihre sexuellen Aktivitäten unbeschadet wieder aufnehmen können.

In dem 25-seitigen, für jedermann frei zugänglichen Dokument, gehen die Kardiologen durchaus ins Detail. Beispielsweise geben sie Tipps für die Beratung von Patienten mit koronarer Herzerkrankung, die häufig - Frauen ebenso wie Männer - von sexuellen Funktionsstörungen betroffen sind.

So sollte die Medikamentenliste gemeinsam mit dem Patienten daraufhin durchgesehen werden, welchen Einfluss die Präparate auf die sexuelle Funktion haben können.

Dosierung und Substanztyp können verändert werden, solange dies das kardiale Risiko nicht beeinflusst. Die Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Medikation nicht abzusetzen, falls Nebeneffekte auftreten.

Experten raten vom Analverkehr ab

Selbst mit bebilderten Ratschlägen für geeignete Stellungen beim Koitus geizen AHA und ESC nicht, wobei spezielle Situationen wie Paresen nach zerebralen Insulten, Atemprobleme und implantierte Kardioverter-Defibrillatoren berücksichtigt werden.

Von Analverkehr wird bis zur kardialen Stabilisierung abgeraten, weil dabei der Vagus stimuliert und womöglich die Herzleistung vermindert wird.

Als Faustregel dafür, wann Sex wieder sicher ist, nennen die Experten die Fähigkeit zu Aktivitäten, die 3-5 MET (MET = metabolisches Äquivalent) verbrauchen.

Das entspricht moderaten Belastungen um die 100 Watt. Bei Patienten, die in Belastungstests keine kardiovaskulären Probleme aufweisen, treten solche Beschwerden auch beim Sex nur selten auf.

Nitropräparate sollten griffbereit liegen für den Fall, dass doch pektanginöse Symptome auftreten. Eine Angina pectoris während des Verkehrs sollte nach 15 Minuten, unter Nitraten nach spätestens fünf Minuten abklingen.

Andernfalls ist der Notdienst zu verständigen. Das gilt aber nur, wenn kein PDE5-Inhibitor eingenommen wurde. Im Falle koitaler Angina sollten diese Patienten keine Nitrate verwenden, sondern sofort den Notarzt alarmieren.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Hyperkaliämie vermeiden

Herzinsuffizienz: Kaliumsenker erlaubt Aufdosierung von MRA

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll