Thromboembolien

Edoxaban macht VTE-Prophylaxe sicherer

Die neuen Antikoagulanzien setzen sich mehr und mehr durch in der Therapie und Prophylaxe von venösen Thromboembolien (VTE). In der HOKUSAI-VTE-Studie war Edoxaban sicherer als Warfarin, bei Hochrisiko-Patienten zudem deutlich wirksamer.

Von Dirk Einecke Veröffentlicht:
Beinvenenthrombose im Farbdoppler: Der Thrombus wird fast zirkulär umflossen.

Beinvenenthrombose im Farbdoppler: Der Thrombus wird fast zirkulär umflossen.

© Albertinen-Krankenhaus Hamburg; www.sonographiebilder.de

AMSTERDAM. Mit der HOKUSAI-VTE-Studie wurde jetzt bereits die vierte Großstudie vorgestellt, welche eines der neuen oralen Antikoagulanzien in der Rezidivprophylaxe von Thromboembolien bei Patienten mit tiefen Beinvenenthrombosen mit oder ohne Lungenembolien untersuchte.

Studienmedikament war der Faktor-Xa-Inhibitor Edoxaban von Daiichi Sankyo. Die Studie ist die bisher größte Studie in dieser Indikation.

Die beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in Amsterdam präsentierten Ergebnisse bestätigen diejenigen der bisherigen Studien mit Rivaroxaban (EINSTEIN-Studien), Apixaban (AMPLIFY) und Dabigatran (RECOVER): In allen Studien waren die neuen Antikoagulanzien in der Verhütung von neuen Thromboembolien ebenso effektiv wie Vitamin-K-Antagonisten (Warfarin). In puncto Sicherheit waren die neuen Substanzen überlegen.

Überlegenheit bei Risikopatienten

Die HOKUSAI-Ergebnisse brachten auch neue Erkenntnisse, da die Studie ein breiteres Spektrum von Patienten mit teilweise höheren Risiken als in den anderen Studien eingeschlossen hatte.

Von den Studienpatienten wiesen 40 Prozent (n=3319) eine Lungenembolie auf. Bei 30 Prozent dieser Patienten (n=938) bestand aufgrund erhöhter ProBNP-Werte sowie einer rechtsventrikulären Dysfunktion ein besonders hohes Risiko.

In dieser Subgruppe war Edoxaban auch in der Wirksamkeit signifikant überlegen: 3,3 Prozent (Edoxaban) im Vergleich zu 6,2 Prozent (Warfarin) dieser Patienten erlitten ein VTE-Rezidiv, was einer Risikoreduktion um 50 Prozent entspricht.

"Ich denke, diese Ergebnisse werden ein Umdenken bei unseren Therapiestrategien bewirken", prognostizierte Studienleiter Professor Harry Büller aus Amsterdam.

Dosisreduktion bei Blutungsgefahr

Edoxaban

› Edoxaban ist ein neuer oraler Faktor-Xa-Hemmer, der in Deutschland noch nicht auf dem Markt ist.

› Zum klinischen Studienprogramm mit Edoxaban zählt außer der aktuell vorgestellten HOKUSAI-Studie auch die bis dato größte Studie zur Schlaganfall-Prophylaxe bei Vorhofflimmern: In der noch laufenden ENGAGE AF-TIMI-48-Studie mit 21 000 Patienten wird Edoxaban mit Warfarin verglichen.

Bei etwa 20 Prozent der Patienten bestand aufgrund von Nierenschwäche, niedrigem Körpergewicht oder Komedikationen mit Interaktionspotenzial ein erhöhtes Blutungsrisiko.

Diese Patienten wurden mit der halben Dosis Edoxaban (30 mg einmal täglich) behandelt. Bei Patienten mit Blutungsrisiken erwies sich die halbe Dosis als nicht minder effektiv als die volle Dosis bei allen anderen Patienten.

Auch die Risikoreduktion für Blutungen gegenüber Warfarin lag in einem vergleichbaren Bereich.

An HOKUSAI waren 4921 Patienten mit tiefen Beinvenenthrombosen und 3319 Patienten mit Lungenembolien beteiligt. Das Studienkollektiv war besonders breit aufgestellt und umfasste Patienten mit spontanen Thrombosen (66 Prozent), Malignomen (10 Prozent) und bereits erlittenen Thrombosen (19 Prozent).

Alle Patienten erhielten initial für einige Tage Heparin und wurden dann randomisiert. Eine Gruppe wurde konventionell auf Warfarin eingestellt; die andere Gruppe wurde mit Edoxaban behandelt, wobei die meisten Patienten 1 x 60 mg/d erhielten und 20 Prozent der Patienten mit hohen Blutungsrisiken 1 x 30 mg/d.

Behandelt wurde nach Ermessen des Arztes drei bis zwölf Monate lang. Primäre Endpunkte waren erneute symptomatische VTE (Wirksamkeit) sowie schwere oder klinisch relevante Blutungen (Sicherheit).

130 Patienten der Edoxaban-Gruppe (3,2 Prozent) sowie 146 (3,5 Prozent) der Warfarin-Gruppe erlitten weitere Thromboembolien. Damit wurde der intendierte Nachweis der Nicht-Unterlegenheit von Edoxaban erbracht.

In der Subgruppe der Hochrisikopatienten mit rechtsventrikulärer Dysfunktion und erhöhten NT-proBNP-Werten halbierte der Faktor-Xa-Hemmer das Rezidivrisiko.

Blutungsrisiko signifikant niedriger

349 Patienten (8,5 Prozent) der Edoxaban-Gruppe sowie 423 Patienten (10,3 Prozent) der Warfarin-Gruppe erlitten schwere Blutungen - ein signifikanter Vorteil zugunsten des Faktor-Xa-Inhibitors.

Vor allem tödliche Blutungen und intrakranielle Blutungen traten unter Edoxaban signifikant seltener auf. "Mit diesen Ergebnissen ist das verwendete Edoxaban-Regime attraktiv für das ganze Spektrum der Thromboembolie-Patienten", resümierte Büller.

Insgesamt sind nun 27.000 Thromboembolie-Patienten mit den neuen oralen Antikoagulanzien Edoxaban, Apixaban, Rivaroxaban und Dabigatran behandelt worden, und alle Studien waren erfolgreich, resümierte Professor Stravros Konstantinidis, aus Mainz, der offizielle Studien-Kommentator der ESC.

In allen Studien war das Blutungsrisiko unter den neuen Substanzen geringer, insbesondere das Risiko für schwerste und tödliche Blutungen. Zudem ist die Therapie für die Patienten leichter zu handhaben - insgesamt ein klarer Therapiefortschritt in dieser Indikation.

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