Tinnitus
Sehen, was nicht hörbar ist
Bei der Diagnostik eines Tinnitus sind bildgebende Verfahren eine feste Größe. Doch helfen sie wirklich in jedem Fall, die Ursache zu finden? US-Forscher nachgehakt - und einige Einschränkungen gefunden.
Veröffentlicht:DURHAM. Das Verfahren der Wahl, um einem einseitigen nicht-pulsatilen Tinnitus auf die Spur zu kommen, ist die kontrastverstärkte MRT (The Laryngoscope 2013, online 19. September).
Ist der Tinnitus allerdings das einzige Symptom, sind die Chancen gering, dass sich dabei ein entscheidender Befund ergibt. Kommen weitere Beschwerden seitens des Innenohrs hinzu, erhöht sich die Quote auf immerhin 14 Prozent.
Schwierig ist es jedoch zu sondieren, welche Patienten am ehesten von der Magnetresonanztomographie (MRT) profitieren würden. Denn die klinischen Symptome, aber auch die Ergebnisse audiometrischer und vestibulärer Tests erlauben keine klare Vorhersage, wann mit einem Befund in der Bildgebung zu rechnen ist.
Ein pulsatiler Tinnitus legt eine vaskuläre Ursache nahe. Bildgebende Verfahren identifizieren hier in 44-91 Prozent strukturelle Anomalien. Wichtig ist, ob sich otoskopisch eine retrotympanische Raumforderung erspähen lässt.
US-Forscher würden CT bevorzugen
Ist dies der Fall, umfasst die Differenzialdiagnose Paragangliome des Glomus tympanicum bzw. jugulare, Anomalien der A. carotis interna - etwa eine Ektopie oder die karotido-kochleäre Dehiszenz - sowie anatomische Varianten des Bulbus superior venae jugularis. Eine Dünnschicht-Computertomografie des Felsenbeins ist hier die zu bevorzugende bildgebende Methode.
Weniger klar ist die Vorgehensweise, falls bei pulsatilem Tinnitus kein otoskopischer Befund vorliegt. MRT, MRT-Angio- und -Venografie sowie CT-Angio- bzw. -Venografie können hier die Ursache aufdecken.
Auf arterieller Seite kann dies zum Beispiel eine persistente A. stapedia, eine Karotisstenose oder ein aberranter Karotisverlauf sein. Venöserseits kann beispielsweise eine Sinusthrombose bzw. -stenose oder auch eine Bulbus-jugularis-Dehiszenz vorliegen.
Aus Kosten- und Verfügbarkeitsgründen sind für die initiale Diagnostik laut US-Forscher die computertomografischen Verfahren zu bevorzugen. Besteht der Verdacht auf eine durale arteriovenöse Fistel, ist eine konventionelle zerebrale Angiografie indiziert.
Mager ist bisher die Datenlage zum Nutzen der Bildgebung, wenn Tinnitus und Hörverlust beidseits und symmetrisch auftreten.