Rachenentzündung

Wann Antibiotika nötig sind

Bei akuter Rachenentzündung werden zu oft Antibiotika verschrieben. Mit einem klinischen Score zur Abschätzung des Streptokokkenrisikos lassen sich Antibiotikaverordnungen und Symptome reduzieren, wie eine britische Studie zeigt.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Entzündung der Rachenschleimhaut; etwa 10 Prozent der Pharyngitiden beruhen auf einer bakteriellen Infektion.

Entzündung der Rachenschleimhaut; etwa 10 Prozent der Pharyngitiden beruhen auf einer bakteriellen Infektion.

© BSIP / Your_Photo_Today

SOUTHAMPTON. Antibiotika bewirken bei Patienten mit akuter Tonsillopharyngitis allenfalls eine geringfügige Besserung der Beschwerden.

Wirksamer sind sie bei einer Infektion mit beta-hämolysierenden Streptokokken, hier können sie auch die - allerdings seltene - Entwicklung von rheumatischem Fieber verhindern.

Um Pharyngitispatienten mit einer Streptokokkeninfektion rasch zu identifizieren, werden unter anderem Risiko-Scores wie Centor und Schnelltests auf Streptokokken-Antigene eingesetzt.

Ob damit wirklich bessere Resultate zu erzielen sind als mit einer empirischen Antibiotikaverordnung, ist nun in einer randomisierten Studie in britischen Hausarztpraxen geprüft worden (BMJ 2013; 347: f5806).

Drei Kontrollgruppen

An der Studie haben 631 Patienten ab drei Jahren (mittleres Alter 30 Jahre) teilgenommen, die seit maximal zwei Wochen an einer Rachenentzündung litten.

Die Kontrollgruppe erhielt ein Rezept für ein Antibiotikum, das eingelöst werden sollte, falls nach drei bis fünf Tagen keine Besserung der Beschwerden eingetreten war.

Patienten der Score-Gruppe wurde nur dann ein Rezept ausgehändigt, wenn mindestens ein mittleres Risiko für eine Streptokokkeninfektion bestand. Davon ging man aus, wenn sie im FeverPAIN-Score zwei oder mehr Punkte erreichten.

Die FeverPAIN-Kriterien beinhalten: Fieber in den zurückliegenden 24 Stunden, Purulenz, Aufsuchen des Arztes innerhalb von drei Tagen, entzündete Tonsillen, kein Husten (jeweils ein Punkt).

Ein Antigen-Schnelltest wurde in der dritten Gruppe dann gemacht, wenn der FeverPAIN-Test mindestens drei Punkte ergab. Nur bei positivem Schnelltest wurde ein Antibiotikum verabreicht.

Weniger Halsschmerzen bei Score- als auch Schnelltestpatienten

Das Ergebnis: In den Tagen zwei bis vier nach dem Arztbesuch hatten sowohl die Score- als auch die Schnelltestpatienten signifikant weniger Halsschmerzen und Schluckbeschwerden als die empirisch behandelten Patienten.

Der Vorteil entsprach einer Symptomreduktion von mäßig schlimm auf leicht bei einem von drei Patienten.

Mindestens mittelschwere Beschwerden waren außerdem in beiden Interventionsgruppen etwa um einen Tag früher vorbei (vier statt fünf Tage), die Verkürzung war aber nur in der Score-Gruppe signifikant.

Gleichzeitig konnte der Antibiotikaverbrauch signifikant gesenkt werden: 37 bzw. 35 Prozent der Patienten nahmen ein Antibiotikum gegenüber 46 Prozent in der Kontrollgruppe. Eitrige Komplikationen wurden in keiner Gruppe registriert.

Score und Schnelltest weniger sinnvoll

Die britischen Studienautoren empfehlen daher, "um Antibiotika bei Rachenentzündungen gezielter einzusetzen, den Gebrauch eines klinischen Scores in Betracht zu ziehen".

Der Einsatz führe wahrscheinlich außer zu einem geringeren Antibiotikaverbrauch auch zu einer etwas besseren Symptomlinderung.

Zusätzlich zum Score einen Schnelltest einzusetzen, macht aus Sicht der Briten keinen Sinn. "Es gab keinen Beleg für einen zusätzlichen Nutzen, der den höheren Zeitaufwand und die Mehrkosten rechtfertigen würde."

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