Sind die Zeiten des Jodmangels vorbei?
ROSTOCK (ars). Erwachsene in Deutschland haben im Allgemeinen keinen Jodmangel mehr. Zu diesem Schluss kommen Forscher aus Rostock, die erstmals wieder seit 1995 bundesweit die Jodausscheidung untersucht haben.
Veröffentlicht:Demnach scheiden 64 Prozent der Erwachsenen über 100 µg Jod pro Liter Urin aus und nur 10 Prozent unter 50 µg (Med Clin 104, 2009, 425). Somit sind die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erfüllt, wonach die Jodversorgung einer Population ausreichend ist, wenn mehr als die Hälfte über 100 µ/l und weniger als ein Fünftel unter 50 µ/l ausscheidet.
Weiterhin weisen nach der Rostocker Studie nur drei Prozent einen schweren Jodmangel auf (Ausscheidung geringer als 20 µ/l), 15 Prozent aber eher einen Überschuss (über 300 µ/l). Der mediane Wert der Messungen, die Professor Rainer Hampel und seine Kollegen im Jahr 2005 vornahmen, betrug 132 µg/l, bei der letzten bundesweiten Erhebung zehn Jahre zuvor waren es noch rund 40 µg weniger gewesen.
Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen lagen mit mehr als 150 µ/l im Median signifikant über den anderen Bundesländern, speziell Baden-Württemberg, wo nur 94 µ/l gefunden wurden. Ein West-Ost-Gefälle bestand nicht. 85 Prozent der Untersuchten verwendeten im Haushalt jodiertes Speisesalz, 3 Prozent nahmen regelmäßig Jodtabletten ein.
Die Wissenschaftler hatten die Jodausscheidung bei einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe gemessen: rund 1500 Erwachsenen zwischen 18 und 70 Jahren an 357 Orten im gesamten Bundesgebiet. Nach ihrer Aussage belegen die Daten eine deutlich verbesserte Jodversorgung aller Altersgruppen. Auch bei Kindern sei der endemische Jodmangelkropf überwunden.
Den Hauptgrund für die gute Zufuhr sehen die Autoren der Studie in der Verwendung von jodiertem Tierfutter und dem folglich hohen Jodgehalt von Milch. Auch mehr als 80 Prozent der Bäcker, Fleischer und Gastronomen würzen heute mit Jodsalz.
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