Erst schwanger, dann Schilddrüsenprobleme

Alle Schwangeren auf Zeichen einer Schilddrüsenstörung zu untersuchen - dafür plädieren tschechische Forscher. Denn sie haben entdeckt: Eine von zwanzig werdenden Müttern hat zwei Jahre nach der Geburt Schilddrüsenprobleme.

Veröffentlicht:
Wenn Frauen Nachwuchs erwarten, sollte der Schilddrüse große Aufmerksamkeit gelten.

Wenn Frauen Nachwuchs erwarten, sollte der Schilddrüse große Aufmerksamkeit gelten.

© Hannes Eichinger / fotolia.com

ROTTERDAM (ars). Antikörper gegen ein Schilddrüsenenzym sind im Blut vieler Frauen nachweisbar. Die meisten bleiben gesund. Ausnahme: Schwangere mit Antikörpern. Rund zwei Jahre nach der Entbindung hat mehr als ein Drittel Schilddrüsenwerte außerhalb des Normbereichs. Dieses Studienergebnis werten die Autoren als Argument für ein allgemeines Screening bei werdenden Müttern.

Das Resultat sei deshalb so bedeutsam, weil es für eine große Zahl von Frauen gelte. Und weil es Auswirkungen auf die Gesundheit der Mütter, ihrer Babies wie auch nachgeborener Kinder habe. So kommentieren die Wissenschaftler der Universität Prag ihre Daten, die sie beim Kongress der European Society of Endocrinology in Rotterdam vorgestellt haben.

Etwa eine von sieben Frauen (14 Prozent) hat Antikörper gegen die Thyreoidperoxidase (TPO) im Blut, dagegen nicht einmal drei Prozent der Männer. Dieses Enzym ist an der Bildung der Schilddrüsenhormone beteiligt. Bisher war bekannt, dass ein solcher Testbefund mit geburtsmedizinischen Komplikationen und Schilddrüsenproblemen assoziiert ist, aber genaue Zahlen existierten nicht.

Um den Zusammenhang aufzuklären, haben Dr. Eliska Potlukova und ihre Kollegen 100 Frauen untersucht, die in der Schwangerschaft TPO-Antikörper aufwiesen, sonst aber gesund waren.

Nach erneuten Tests durchschnittlich 22 Monate nach der Entbindung fanden sie bei 35 Prozent der Frauen erhöhte oder erniedrigte Spiegel des Thyreoid-stimulierenden Hormons TSH. Das in der Hypophyse gebildete Hormon fördert in der Schilddrüse die Bildung von Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3).

Frauen, die gerade schwanger geworden sind oder die es werden wollen, sollten unbedingt die Schilddrüse auf eine subklinische Unterfunktion untersuchen lassen, sonst riskieren sie Schäden für die geistige Entwicklung des Kindes oder eine Frühgeburt, raten Experten im "Forum Schilddrüse".

Auf jeden Fall werden TSH-Tests für Schwangere mit Risikofaktoren empfohlen. Dazu gehören Schilddrüsenoperation, Bestrahlung von Kopf oder Hals, Struma, Hinweise auf Hypo- oder Hyperthyreose. Untersucht werden sollten auch Frauen mit Schilddrüsenerkrankung in der Familie, mit Typ-I-Diabetes und anderen Autoimmunstörungen.

TPO-Antikörper, Hashimoto, Basedow

TPO-Antikörper sind bei über 90 Prozent der Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis und bei über 70 Prozent der Patienten mit M. Basedow nachweisbar. Allerdings sind bei etwa einem Drittel der Erkrankten die Antikörper-Titer nur grenzwertig oder leicht erhöht.

Aber auch bei etwa einem Fünftel der Patienten mit nicht-autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen wie Struma nodosa oder Autonomien sind die Spiegel erhöht. Ebenso können bei euthyreoten Gesunden leicht erhöhte Werte vorkommen.

Daher lässt sich bei niedrigen Titern nicht unbedingt auf eine Autoimmunthyreopathie schließen. (ars)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Screening versus Intelligenzmängel

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger