Kommentar zum TSH-Wert

Nur Laborkosmetik

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

Schon lange gibt es Diskussionen um diesen Grenzwert: Der obere Referenzwert für das Serum-TSH bei Erwachsenen liegt derzeit bei 4,0 mU/l. Etliche Endokrinologen halten das für zu hoch, sie plädieren für eine Obergrenze von 2,5 mU/l.

Eine solche Absenkung des Limits hätte erhebliche Auswirkungen: In den USA etwa müssten 8-14 Prozent der bislang als schilddrüsengesund geltenden Personen als krank eingestuft werden.

Sie würden sich Nachfolgeuntersuchungen und eventuell auch einer L-Thyroxin-Behandlung unterziehen müssen. Die Gefahr, dadurch den TSH-Wert zu stark zu senken und eine Hyperthyreose auszulösen, wäre bei ihnen also besonders hoch.

Ob eine niedrigere TSH-Obergrenze auch gesundheitliche Vorteile mit sich bringen würde, ist dagegen äußerst fraglich. Einer Metaanalyse von prospektiven Studien zufolge haben Erwachsene bei TSH-Werten zwischen 3,5 und 4,5 mU/l kein höheres Risiko für eine KHK oder einen KHK-bedingten Tod als bei Werten zwischen 0,5 und 1,5 mU/l.

Das wichtigste Argument für eine Behandlung schon bei TSH-Werten ab 2,5 mU/l - die Verhinderung von kardialen Komplikationen - wird damit durch die aktuelle Studienlage nicht gedeckt. Eine Senkung des Grenzwertes wäre nach derzeitigem Wissensstand reine Laborkosmetik.

Lesen Sie dazu auch: TSH-Wert: Wann ist das Herz in Gefahr?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Eine Mücke sitzt auf einem weißen Insektennetz.

© grooveriderz / stock.adobe.com

Ähnliche Symptome

„Krankheit X“: Erste Analysen deuten auf Malaria hin

Team unterschiedlicher Berufe besprechen sich

© skynesher / Getty Images / iStoc

Kolumne „Hörsaalgeflüster“

Interprofessionelle Teams jetzt stärken!