Trotz HIV-Therapie bleibt Sperma oft infektiös
Mit der Therapie gegen HIV lässt sich zwar erreichen, dass Infizierte lange krankheitsfrei bleiben. Es gelingt aber nicht, das Virus vollständig zu eliminieren. Auch wenn das Blut virusfrei ist, kann HIV im Sperma vorkommen.
Veröffentlicht:BOSTON (ple). Belegt haben diesen Zusammenhang jetzt US-Ärzte in Boston in einer Studie mit 101 sexuell aktiven HIV-infizierten Homosexuellen (AIDS 2012; online 23. März). Deren Sperma und Blut wurde mit der PCR analysiert, und zwar frühestens einen Tag nach dem letzten Verkehr.
18 Prozent der Männer erhielten bereits seit mehr als einem Jahr eine hochaktive antiretrovirale Therapie (HAART), bestehend etwa aus drei Präparaten unterschiedlicher Wirkstoffklassen. Die meisten Teilnehmer - 72 Prozent - erhielten HAART seit mindestens einem halben Jahr.
Trotz Therapie hatte jeder Dritte HIV im Sperma
Fast 75 Prozent der Männer hatten innerhalb der vorangegangenen drei Monate ungeschützten Verkehr gehabt und daher ein erhöhtes Risiko für Geschlechtskrankheiten. Bei neun dieser Männer wurde in der Woche vor Aufnahme in die Studie zudem eine Urethritis diagnostiziert, sie waren unter anderem positiv getestet worden für Gonokokken, Chlamydien und Treponema pallidum. Bei 63 Prozent fiel der Test auf HSV-2-Antikörper positiv aus.
Mit der PCR konnte bei 18 Prozent der Männer HIV im Blut und im Sperma sogar bei 30 Prozent nachgewiesen werden. Mit einem Anteil von 50 Prozent hatten damit signifikant mehr Männer mit dem Virus im Blut auch den Aids-Erreger im Sperma.
Etwa 25 Prozent der Studienteilnehmer hatten das Virus aufgrund der hohen Wirksamkeit der HAART ausschließlich in der Samenflüssigkeit. Diese Werte liegen deutlich höher als in anderen Studien mit nur 2 bis 3 Prozent.
Die US-Ärzte vermuten, dass dies in ihrer Studie an dem hohen Anteil der Männer mit einer Geschlechtskrankheit liegt, die dennoch ungeschützten Verkehr hatten. HAART ist zwar in der Lage, die Virusvermehrung zu unterdrücken - wenn sie sehr früh und bei einem guten Immunstatus eingesetzt wird, sogar um 96 Prozent, wie bisherige Studien bei Heterosexuellen mit einer niedrigen Prävalenz für Geschlechtskrankheiten belegen.
In einer Beobachtungsstudie mit HIV-positiven Homosexuellen gelang eine Reduktion durch HAART jedoch nur um 60 Prozent. Trotz HAART bleiben die HIV-positiven Männer also infektiös.
Offenbar sind Harnleiter-Zellen ein HIV-Reservoir
Auch die Rektumschleimhaut kann Quelle für HIV-Infektionen sein, wo die Virusmengen höher sind als in Blut und Sperma. Damit bleibt die Gefahr groß, das Virus durch Analverkehr aufzunehmen und an den Sexualpartner weiterzugeben.
Das sei nur durch weniger riskante Sexualpraktiken und die Verwendung von Kondomen zu verhindern, so die Ärzte.
Quelle: www.springermedizin.de
Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Keine geeignete Strategie gegen HIV