Entdeckt

Zwei mutierte Gene als potenzielle Waffen gegen Malaria

Wissenschaftler haben zwei weitere Genmutationen entdeckt, die vor Malaria schützen. Das eine Gen ist für Kalziumkanäle in roten Blutkörperchen wichtig, das andere für ein Kleberprotein. Vielleicht können zukünftig die kalziumabhängigen Malaria-Parasiten gezielt angegriffen werden.

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Mit mutierten Genen gegen Malaria? Zumindest die Grundlagenforschung kommt voran.

Mit mutierten Genen gegen Malaria? Zumindest die Grundlagenforschung kommt voran.

© dpa

HAMBURG (dpa). Zwei weitere Genvarianten können vor schweren Verläufen der Malaria schützen. Diese hat ein deutsch-afrikanisches Wissenschaftlerteam entdeckt, als es das Erbgut gesunder Menschen mit dem von Malariapatienten verglich.

Diese Mutationen helfen möglicherweise dabei, neue Medikamente gegen die mitunter sehr gefährliche Tropenkrankheit zu entwickeln. Die Wissenschaftler um Professor Rolf Horstmann vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut (BNI) für Tropenmedizin haben ihre Studie im Fachblatt "Nature" veröffentlicht.

Einige Genmutationen mit Schutzeffekt schon bekannt

Bislang sind bereits einige Genmutationen bekannt, die einen mehr oder weniger starken Schutz vor Malaria bieten. Dazu gehören Blutkrankheiten wie die Sichelzellenanämie oder die Zugehörigkeit zur Blutgruppe Null.

Im Jahr 2010 starben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO 655.000 Menschen an der Infektion, überwiegend Kinder in Afrika. In der Studie sprechen Forscher von einer Million Todesopfer pro Jahr.

Analysen des Erbguts von über 2100 Kindern aus Ghana

Für die aktuelle Studie nahmen die Forscher das gesamte Erbgut von mehr als 1300 Kindern aus Ghana, die an schwerer Malaria litten, unter die Lupe. Die Werte verglichen sie mit denen von mehr als 800 gesunden Kindern. "Dabei stießen wir auf zwei Genvarianten, die statistisch auffällig waren", sagte Studienleiter Horstmann der Nachrichtenagentur dpa.

Schlüsselfaktoren: Kalizumkanäle und Zellwandkleber

Das eine Gen stehe für ein Molekül, das Kalziumkanäle in den roten Blutkörperchen steuere. "Wir wissen aus vorherigen Untersuchungen, dass die Konzentration von Kalzium wichtig für das Überleben der Parasiten ist", sagte Horstmann.

Das zweite Protein wirke auf den Zusammenhalt von Zellen an den Gefäßwänden. "Dazu ist bekannt: Die Gefäße werden bei lebensbedrohlicher Malaria geschädigt, die genauen Prozesse dahinter sind aber noch unklar."

GWA führte auf die Spur

Für ihre Untersuchungen wendeten die Wissenschaftler das Verfahren der genomweiten Assoziation (GWA) an. Das heißt, dass sie bei komplexen Krankheiten nach genetischen Risiko- oder Schutzfaktoren fahnden. Im Labor überprüfen sie anschließend, wie genau die genetischen Faktoren den Krankheitsverlauf beeinflussen.

Diese Methode war nach Angaben von Horstmann im Kampf gegen Infektionskrankheiten bislang wenig erfolgreich. "Wir haben nun an einer wichtigen Krankheit gezeigt, dass es funktioniert. Vor allem kann man dabei auch auf Zusammenhänge stoßen, die man durch Forschung im Labor nicht finden kann."

Die Studie ermögliche klare Bezüge zu bereits bekannten Vorgängen bei Malaria. Daher sei die Hoffnung groß, dass sie bei der Entwicklung neuer Medikamente hilfreich ist. Als nächstes werde untersucht, wie genau die Genmutationen die Arbeitsweise der Proteine beeinflussen.

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