Tipps vom Centrum für Reisemedizin

Baden in Süßwasser birgt Risiken

In den Tropen und Subtropen kann beim Baden in Naturgewässern mit Süßwasser ein Risiko für Schistosomiasis bestehen. Infektionen gab es dieses Jahr sogar in Korsika. Baden in Salzwasser oder in gechlorten Pools ist hingegen sicher.

Von Dr. Sandra Vergin und Professor Tomas Jelinek Veröffentlicht:

Die Schistosomiasis, auch Bilharziose genannt, wird durch Würmer der Gattung Schistosoma hervorgerufen.

Laut WHO-Angaben sind weltweit etwa 240 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen, über 700 Millionen leben in Endemiegebieten. Infizierte scheiden Wurmeier über den Urin oder Stuhl aus.

Bei Wasserkontakt schlüpfen hieraus Larven. Diese befallen bestimmte Süßwasserschnecken und reifen in ihnen zu sogenannten Zerkarien heran, welche dann wiederum ins umgebende Wasser freigesetzt werden.

Würmer gelangen in die Leber

Wenn sie auf einen Menschen treffen, bohren sie sich in die Haut und gelangen in der Folge zur Leber, wo die Entwicklung zu adulten Würmern stattfindet. Schließlich nisten sich die Parasiten in Gefäßen des Darms oder der Blase ein und legen dort ihre Eier ab.

An Schistosomiasis können Menschen erkranken, die in Endemiegebieten mit stehendem oder sehr langsam fließendem Süßwasser in Kontakt kommen, in dem Zerkarien verbreitet sind.

Zu den Risikogebieten zählen tropische und subtropische Regionen rund um den Erdball, insbesondere der afrikanische Kontinent.

Der Victoria- und der Malawi-See, der Nil und der Sambesi zählen unter anderen zu den Gewässern, in denen die Erreger vorkommen.

Auch Reisende infizieren sich immer wieder: Ende November 2014 waren vier spanische Urlauber an Schistosomiasis erkrankt, nachdem sie im Sommer im Victoria-See geschwommen waren.

Im Mai dieses Jahres wurden mehrere autochthone Infektionen auch bei Korsika-Reisenden nachgewiesen, die Betroffenen hatten alle in den Jahren 2011 bis 2013 im Fluss Cavu gebadet, berichtet das Robert Koch-Institut.

Ein kurzer Wasserkontakt reicht für eine Infektion aus, die Übertragung kann innerhalb weniger Minuten erfolgen.

Füße gründlich trocken reiben

Wenn sich in tropischen oder subtropischen Regionen ein Kontakt mit Süßwasser nicht vermeiden lässt - etwa weil man auf Trekkingtouren eine Furt durchschreiten muss - sollten unmittelbar danach die Füße sorgfältig trocken gerieben werden.

Anhaftende Wurmlarven werden so zerstört. In Salzwasser oder gechlorten Pools kommen die Erreger nicht vor. Hinweise auf eine mögliche Schistosomiasis sind stark juckende Knötchen an Körperstellen, die mit Wasser in Berührung kamen, das Auftreten von Fieber einige Wochen nach dem Kontakt sowie eine Eosinophilie im Blutbild.

Die Diagnose kann durch den Nachweis von Wurmeiern oder serologische Untersuchungen erfolgen.

Weitere Symptome einer akuten Schistosomiasis sind neben dem sogenannten Katayama-Fieber auch Kopf- und Muskelschmerzen, Durchfall sowie Atemprobleme.

Folgen einer chronischen Infektion können Funktionsschädigungen der betroffenen Organe, Blasenkrebs oder Unfruchtbarkeit sein. Die Therapie der Schistosomiasis erfolgt mit Praziquantel.

Mehr zum Thema

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll