Antibiotika-Resistenz
Flotter Wechsel des Präparats reduziert Risiko
Das Spektrum wirksamer Antibiotika schrumpft zusehends. Neue Strategien zur Vermeidung von Antibiotika-resistenten Keimen sind daher gefragter den je.
Veröffentlicht:KIEL. Wissenschaftler von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) zeigen Möglichkeiten auf, wie die Wirksamkeit der noch zur Verfügung stehenden Antibiotika, länger erhalten werden kann, heißt es in einer Mitteilung der Uni Kiel.
Das Team um Professor Hinrich Schulenburg und Dr. Gunther Jansen von der Arbeitsgruppe Evolutionsökologie und Genetik der CAU untersuchte, wie sich die abwechselnde Gabe zweier in der klinischen Praxis gebräuchlicher Antibiotika-Paare auf den Keim Pseudomonas aeruginosa auswirkt.
Lebensbedrohliche Infektion möglich
Dieses ist häufig multiresistent und kann bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten oder chronischen Erkrankungen lebensbedrohliche Infektionen verursachen kann.Für die Untersuchungen wurden Evolutionsexperimente im Labor unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt.
Dabei erwies sich der schnelle Wechsel zweier Antibiotika, sogenanntes Antibiotika-Cycling, als hoch wirksam gegen den Keim. Gleichzeitig wird die Ausbildung von Resistenzen des Bakteriums gegen die Medikamente gehemmt (Evolutionary Applications 2015; online 7. Oktober)
Im Alltag ist das Antibiotika-Cycling zwar bereits üblich, bislang werden die Präparate jedoch für jeweils mehrere Wochen am Stück gegeben. Diese Intervalle sind wahrscheinlich zu lang. Bakterien sind in der Lage, bereits innerhalb weniger Tage, im Extremfall sogar Stunden, Resistenzen auszubilden.
Im Evolutionsexperiment wurden daher klinisch relevante Antibiotika in zwölfstündigem Wechsel eingesetzt und mit der dauerhaften Gabe nur eines einzelnen Antibiotikums verglichen. Der schnelle Wechsel erwies sich dabei als besonders wirkungsvoll. "Uns hat überrascht, dass wir in unseren Experimenten trotz nicht-tödlicher Dosierung der Antibiotika dennoch die Eliminierung von Bakterienpopulationen erreichen konnten.
Eine zeitlich komplexe Umgebung, wie sie durch den schnellen Wechsel der verschiedenen Antibiotika geschaffen wird, scheint in diesen Fällen die Resistenzbildungsmechanismen von Pseudomonas aeruginosa zu überfordern", wird Schulenburg, Mitglied des Forschungsschwerpunkts "Kiel Life Science" in der Mitteilung zitiert. (eb)