Erkältung
Lieber Zink statt Vitamin D
Hausrezepte gegen Erkältung gibt es viele. Sie haben alle eines gemeinsam: Sie helfen nur, wenn man daran glaubt. Dass auch unter den etablierten Therapien nur selten eine Wirkung zu finden ist, hat jetzt eine Literaturrecherche bestätigt.
Veröffentlicht:ALBERTA. Der beste Schutz gegen eine Erkältung ist die Handhygiene. Möglicherweise kann man auch mit Zink das eine oder andere Virus schon im Vorfeld in seine Schranken weisen. Zeigen sich bereits erste Symptome, können diese offenbar am ehesten mit einer Kombination aus Antihistaminikum und Dekongestivum, intranasalem Ipratropium oder einer oralen Zink-Supplementation eingefangen werden. Aber auch der Löffel Honig vor dem Zubettgehen tut seine Wirkung.
Eine einfache Erkältung dauert mit Behandlung eine Woche und ohne sieben Tage, heißt es. Ob dies angesichts der vielen Angebote zur Prävention und Behandlung eines grippalen Infekts nicht doch etwas zu pessimistisch ist, wollten Dr. G. Michael Allan von der Universität Alberta im kanadischen Edmonton und Professor Bruce Arroll von der Universität Auckland in Neuseeland herausfinden.
So durchforsteten sie im Juli und August 2012 die Datenbanken nach Reviews, Metaanalysen und kontrollierten Studien zu diesem Thema. Sie fanden viel Widersprüchliches, aber auch ein paar kleine Hoffnungsschimmer (CMAJ 2014; online 27. Januar).
Nur zwei, vielleicht drei Maßnahmen zeigten sich als wahrscheinlich wirksam in der Prävention. Hierzu gehören einem systematischen Review von 67 Studien zufolge insbesondere Verhaltensweisen wie Händewaschen und Handdesinfektion sowie das Tragen von Handschuhen und Mundschutz.
Der gleiche Stellenwert wird der Zink-Supplementation (Zinksulfat-Tabletten mit den Dossierungen zehn und 15 mg) zugesprochen. Die Daten hierzu stammen zwar ausschließlich aus Studien mit Kindern, die Autoren gehen aber davon aus, dass Zink Erwachsene genauso vor Erkältungen schützen kann.
Ein "Vielleicht" in der Bewertung erhielten Probiotika. Besonders hervorgetan haben sich Lactobacillus casei und Lactobacillus rhamnosus, deren Einnahme bei Kindern die Häufigkeit von Infekten der oberen Atemwege gegenüber Placebo deutlich verringern konnte.
Eine widersprüchliche Datenlage zur Prävention des grippalen Infekts fanden die Autoren für körperliche Aktivität, Gurgeln, Ginseng, Knoblauch und homöopathische Zubereitungen. Klar durchgefallen als Kandidaten zur Prävention sind Vitamin C, Vitamin D und Echinacea.
Was tun, wenn die Nase bereits läuft?
Nicht durch Antihistaminika allein, sondern nur in Kombination mit einem Dekongestivum oder einem Analgetikum reduzierten sich bei älteren Kindern und Erwachsenen die allgemeinen Erkältungssymptome mäßig.
Allerdings verspürten die Patienten Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit und Müdigkeit, und bei Kindern unter fünf Jahren zeigte die Kombination keine Wirksamkeit. Auch abschwellende Mittel allein verbesserten die nasalen Symptome nur wenig.
Darüber hinaus scheint Ipratropiumbromid Erkältungssymptome zu lindern. Die Bewertung für die intranasale Applikation lautet "wahrscheinlicher Nutzen", allerdings unter vermehrter Epistaxis sowie Nasen- und Mundtrockenheit.
Frei verkäufliche Hustenmittel aus der Apotheke haben der Studienlage zufolge bei Kindern keinen Erfolg, bei Erwachsenen kann möglicherweise eine geringe Verbesserung der Symptomatik erzielt werden.
Von fraglichem Nutzen und behaftet mit der Gefahr von Nebenwirkungen wie Brennen an Haut, Nase und Augen ist eine bekannte Erkältungssalbe mit Kampfer, Menthol und Eukalyptus einer Marke mit vier Buchstaben.
Definitiv keine Verbesserung der Erkältungssymptome, dafür aber zahlreiche Nebenwirkungen, zeigten sich unter Antibiotikatherapien in einer Metaanalyse mit Kindern und Erwachsenen.
Nicht gegen die allgemeinen Erkältungssymptome, aber gegen den Schmerz in Muskeln, Ohren und Kopf sowie das Fieber werden NSAR und Paracetamol als wahrscheinlich wirksam eingestuft. Dabei eignet sich zur Senkung des Fiebers bei Kindern Ibuprofen offenbar besser als Paracetamol.
Unter den alternativmedizinischen Maßnahmen zur Behandlung des grippalen Infekts wurde in einer Metaanalyse lediglich die orale Zinktherapie als voraussichtlich wirksam bewertet, allerdings nur bei Erwachsenen. Nachteilig waren hier allerdings Begleiterscheinungen wie Übelkeit und der schlechte Geschmack.
Von intranasalem Zink raten die Autoren ab, da es zwar möglicherweise die Erkältungssymptome lindert, aber auch die Gefahr schwerer Nebenwirkungen birgt. Ein gewisser Nutzen wurde auch dem abendlichen Löffel Honig bescheinigt, den Kinder nach Vollendung des ersten Lebensjahres vor dem Schlafengehen erhalten.
Als definitiv nutzlos wurde die Einnahme von Vitamin C eingestuft. Grundlage für diese Einschätzung ist eine Metaanalyse mit sieben Studien und über 3000 Probanden.
Für alle anderen untersuchten Maßnahmen wie Nasenspülung, Luftbefeuchtung, Echinacea, chinesische Kräuter sowie Ginseng fanden sich zu widersprüchliche und unvollständige Daten, um zu einem endgültigen Urteil gelangen zu können. (St)