Syphilis, HIV und Co.

Unliebsame Urlaubs-Mitbringsel

Jeder Zweite, der auf Reisen sexuelle Abenteuer sucht, verzichtet auf ein Kondom. Das hat oft schlimme Folgen, wie eine Studie über sexuell übertragbare Infektionen zeigt.

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Sex und Meer: Im Urlaub denken nicht alle an Verhütung und den Schutz vor Geschlechtskrankheiten.

Sex und Meer: Im Urlaub denken nicht alle an Verhütung und den Schutz vor Geschlechtskrankheiten.

© imago/McPHOTO

BRESCIA, ITALIEN. Bei 0,9 Prozent von 112.180 Patienten, die während oder nach einer Reise eine tropenmedizinische Einrichtung aufsuchten, haben Ärzte eine sexuell übertragbare Infektion (STI) festgestellt.

30 Prozent der Infizierten, die überwiegend in Südostasien unterwegs waren, hatten eine nichtgonorrhoische unspezifische Urethritis, 28 Prozent hatten eine akute HIV-Infektion, und bei 22 Prozent wurde eine Syphilis diagnostiziert.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Querschnittsstudie, in der Daten von Urlaubs- und Geschäftsreisenden sowie Immigranten analysiert wurden (Lancet Infect Dis. 2012; online 23. November).

Die Studienteilnehmer waren zwischen Juni 1996 und November 2010 in einer der weltweit angesiedelten reisemedizinischen GeoSentinel-Kliniken wegen einer STI behandelt worden.

HIV häufigste Diagnose bei den Männern

Wird bei einer Frau nach einer Reise eine sexuell übertragbare Infektion festgestellt, handelt es sich dabei am häufigsten um eine nichtgonorrhoische unspezifische Urethritis.

An zweiter Stelle rangiert die akute HIV-Infektion, gefolgt von Syphilis, akuter entzündlicher Beckenerkrankung und Trichomoniasis.

Bei den Männern führt die HIV-Infektion die Liste der fünf häufigsten Diagnosen an. Daran schließen sich die unspezifische Urethritis, Syphilis, Gonorrhö und unspezifische STI an.

Am höchsten war die STI-Morbidität mit 16,8 / 1000 Reisenden in der Gruppe der Migranten, überwiegend wurde bei ihnen eine Syphilis diagnostiziert.

STI-Patienten waren überwiegend Männer, hatten Freunde oder Verwandte im Ausland besucht, waren weniger als vier Wochen unterwegs und hatten vor der Reise meist keinen Arzt aufgesucht.

Häufig erst der Gang zum Hausarzt

In einem begleitenden Kommentar zur Studie weisen Mieke Croughs und Jef J. Van den Ende, Antwerpen, darauf hin, dass es bislang nur wenige Studien zu den Zusammenhängen zwischen STI und Reisen gibt. Zum Beispiel sei es schwierig, etwa bei Krankheiten mit längeren Inkubationszeiten Zusammenhänge herzustellen.

Auch verschiebe sich das Verteilungsmuster der STIs in der aktuellen Studie möglicherweise schon durch die typische Klientel tropenmedizinischer Einrichtungen.

Denn hier würden sich vorwiegend Patienten mit Fieber und Allgemeinsymptomen vorstellen. Dies erkläre möglicherweise auch den vergleichsweise hohen Anteil an HIV-Diagnosen in dieser Studie.

Zudem geben die Kommentatoren zu bedenken, dass Patienten mit STI-Symptomen am Heimatort vermutlich eher ihren Hausarzt oder einen entsprechenden Facharzt aufsuchen, als einen Tropenmediziner. Darüber hinaus blieben einige STIs, etwa eine Hepatitis-B- oder Herpes-simplex-Infektion, in der Studie unberücksichtigt.

Die Kommentatoren stimmen nicht mit dem Vorschlag der Studienautoren überein, präventive Strategien auf Männer und Reisende, die Freunde und Verwandte besuchen, zu konzentrieren.

Denn eine Vielzahl von Infektionen konnte in der Studie gar nicht erfasst werden, etwa eine Urethritis verursacht durch Chlamydia trachomata, die bei Frauen häufig asymptomatisch verläuft, diese aber vor allem im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft gefährdet.

Hochrisikogruppen für spezielle Interventionen seien erst durch eine Kombination der Daten von GeoSentinel mit anderen Studien identifizierbar. (St)

Quelle: www.springermedizin.de

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Auf Reisen volles Risiko

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