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Polyphenole aus Cranberries wirken antibakteriell

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Ein Kollege fragt im Internet: Bei Harnwegsinfektionen werden immer wieder Cranberries genannt, auch Senföle. Gibt es Studien zur Wirksamkeit entsprechender Präparate?

Professor Jürgen Reichling: Die Ergebnisse zahlreicher pharmakologischer und klinischer Studien rechtfertigen eine unterstützende therapeutische und prophylaktische Anwendung von Zubereitungen aus Cranberry-Früchten (Pflanze: Vaccinium macrocarpon) bei rezidivierenden Infekten der Blase und der unteren Harnwege.

Die in den Früchten enthaltenen Polyphenole wirken antimikrobiell und verhindern die Anheftung von E. coli und anderen uropathogenen Bakterien ans Urothel. Auf dem Markt sind Nahrungsergänzungsmittel aber keine Fertigarzneimittel mit Cranberry-Zubereitungen erhältlich.

Eine Kombination aus Kapuzinerkressenkraut und Meerrettichwurzel (Fertigarzneimittel) erwies sich in einer dreiarmigen Kohortenstudie bei Blaseninfektionen vergleichbar gut wie ein Standardantibiotikum. Beide Pflanzen enthalten Senfölglukoside, aus denen durch enzymatische Spaltung die antimikrobiell aktiven Senföle entstehen.

Zur Behandlung von banalen Blasen- und Harnwegsinfekten haben sich generell pflanzliche Urologika bewährt. In Frage kommen: 1. pflanzliche Zubereitungen, die zu einer gesteigerten Harnausscheidung führen (pflanzliche Aquaretika); 2. pflanzliche Harnwegsdesinfizienzien, die eine antibakterielle und antientzündliche Wirkung aufweisen.

Im Handel sind pflanzliche Fertigarzneimittel (Phytopharmaka) erhältlich, die als Wirkstoff einen Extrakt aus einer Pflanze (Monopräparat) oder Extrakte aus mehreren Pflanzen (Kombinationspräparat) enthalten. Pflanzenbeispiele für Aquaretika: Birkenblätter, Brennnesselkraut, Goldrutenkraut, Queckenwurzelstock, Schachtelhalmkraut; Pflanzenbeispiele für Harnwegsdesinfizienzien: Bärentraubenblätter, Kapuzinerkressenkraut, Meerrettichwurzel, Preiselbeerblätter.

Aquaretika und Harnwegsdesinfizienzien können bei der Therapie von banalen Blasen- und Harnwegsinfekten kombiniert werden. Zur Beachtung: Pflanzliche Harnwegsdesinfizienzien sind kein Ersatz für Antibiotika.

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