Forscher finden eine Behandlung gegen Hepatitis D

HANNOVER (ars). Für Patienten mit Hepatitis D gibt es jetzt eine reelle Chance, die Viren loszuwerden: Nach einer Medikation mit Peginterferon a-2a waren in einer deutschen Studie bei einem Viertel der Teilnehmer keine Erreger mehr nachweisbar.

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Eine HDV-freie Leber? Mit einer neuen Therapie könnte das bald vielleicht gelingen.

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© Sebastian Kaulitzki / fotolia.com

Wie die Wissenschaftler von der Medizinischen Hochschule Hannover erläutern, kann sich mit Hepatitis-D-Viren (HDV) nur anstecken, wer mit Hepatitis B infiziert ist. Dabei entsteht die schwerste Form der Virushepatitiden (NEJM 2011; 364: 322).

Für ihre Studie verwendeten sie pegyliertes Interferon a-2a, das zusammen mit Ribavirin etwa zur Standardtherapie bei chronischer Hepatitis C gehört.

90 HDV-Patienten teilten sie in drei fast gleich große Gruppen: Die erste erhielt 180 µg Peginterferon wöchentlich plus täglich 10 mg des Virostatikums Adefovir, die zweite ebenfalls das pegylierte Interferon wöchentlich, aber kombiniert mit Placebo und die dritte Adefovir allein, und zwar wöchentlich.

Nach 48 Wochen hatte sich in den beiden Interferon-Gruppen bei jeweils zwei Patienten die Alanin-Aminotransferase normalisiert, und bei jeweils rund einem Viertel verlief der Test auf HDV-RNA negativ.

Selbst 24 Wochen nach Behandlungsende war bei 28 Prozent dieser Teilnehmer keine HDV-RNA mehr zu entdecken. Mit Adefovir pur kam es bei keinem der Teilnehmer zu solchen Erfolgen.

Peginterferon half auch, die begleitende Hepatitis B zu mildern: Damit allein sank bei zwei Patienten die HBsAg-Menge um mehr als einen Zehnerlogarithmus IU pro ml, kombiniert mit Adefovir bei 10 Patienten, mit Adefovir solo jedoch bei keinem.

Weltweit sind mindestens zehn Millionen Menschen mit Hepatitis D infiziert, in Deutschland etwa 30.000, darunter viele Migranten. Außer der Prophylaxe gegen Exposition schützt die Hepatitis-B-Impfung.

Besonders im Mittelmeerraum, in Rumänien, auf der arabischen Halbinsel, in Ländern Afrikas und Mittel- und Südamerikas kommt die Hepatitis D endemisch vor. Übertragen wird das Virus hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr, Spritzen, verunreinigte Blutkonserven, Tätowier- oder Akupunkturnadeln.

Bei einer Simultaninfektion erfolgt die Ansteckung gleichzeitig mit Hepatitis B, bei Superinfektion pfropft sie sich die Hepatitis D auf eine bereits bestehende Hepatitis-B-Infektion auf, wobei fulminante Verläufe häufig sind.

HDV ist ein Virusoid, das nur aus einem stark verdrillten RNA-Ring besteht. Da es keine eigene Hülle besitzt, braucht es unbedingt das Hepatitis-B-Virus: Es übernimmt dessen Hüllproteine (HBsAg), um in die Zellen einzudringen. Folge ist bei 70 bis 90 der Infizierten eine schwere chronische Leberentzündung, wie das Robert-Koch-Institut informiert.

Interferone stimulieren unspezifisch die T-Lymphozyten und verstärken so Abwehrreaktionen des Körpers gegen manche Viren.

Bei pegylierten Interferonen wird der Wirkstoff aus der Bindung an Polyethylenglykol (PEG) nur langsam freigesetzt, so dass sich die renale Clearance verzögert und die Plasmahalbwertszeit verlängert. Dadurch bleiben die Serumspiegel gleichmäßig, und die Injektionen müssen nur einmal pro Woche erfolgen.

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