Keimschleuder Diagnosewerkzeug

Welche Bakterien sich auf Stethoskopen tummeln

Stethoskope, die Ärzte in Kliniken mit sich umhertragen, sind offenbar von Unmengen von Bakterien besiedelt. In einer US-Studie fanden sich darunter auch Erreger relevanter nosokomialer Infektionen.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Stethoskop: nur auf den ersten Blick blitzeblank. Bei genauerem Hinsehen finden sich Erreger wie Staphylococcus, Pseudomonas und Acinetobacter.

Stethoskop: nur auf den ersten Blick blitzeblank. Bei genauerem Hinsehen finden sich Erreger wie Staphylococcus, Pseudomonas und Acinetobacter.

© Gina Sanders / stock.adobe.com

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie ausgeprägt ist die bakterielle Besiedelung von Stethoskopen, die auf Intensivstationen benutzt werden?

Antwort: Auf den Membranen der Stethoskope fanden sich in molekularen Analysen unzählige Bakterien verschiedenster Gattungen, insbesondere auch Spezies wie S. aureus, die als Auslöser nosokomialer Infektionen gelten.

Bedeutung: Das Umhertragen von Stethoskopen in Kliniken begünstigt möglicherweise die Übertragung relevanter Erreger.

Einschränkung: Welche Keimkonzentration auf dem Stethoskop für eine nosokomiale Infektion erforderlich ist, wurde nicht untersucht.

PHILADELPHIA. Zur bakteriellen Besiedelung von Stethoskopen existierten bislang nur Studien auf der Basis von Kulturen. Diese sind dadurch begrenzt, dass sie sich auf ganz bestimmte Erreger fokussieren. Um das ganze Spektrum von Keimen zu ermitteln, welche die Membranen von Stethoskopen bevölkern, und zwar speziell von solchen, die auf einer Intensivstation zum Einsatz kommen, hat ein Team der University of Pennsylvania nun einen anderen Ansatz gewählt: das Next-Generation-Sequencing (Infect Control Hosp Epidemiol 2018, online 12. Dezember).

Mit dieser DNA-basierten Methode wurden in zahlreichen Testreihen Abstriche von insgesamt 40 verschiedenen Stethoskopen untersucht: Dazu zählten zum einen Stethoskope, die Klinikärzte, Pfleger oder Krankenschwestern um den Hals oder in der Kitteltasche mit sich trugen, zum anderen solche, die im Zimmer des Patienten blieben.

Als Vergleich dienten einerseits unbenutzte, also frisch aus der Verpackung entnommene Einmal-Stethoskope, andererseits Blindproben, bestehend aus unbenutzten Tupfern.

Viele unterschiedliche Erreger

Wie die Autoren Vincent R. Knecht und Kollegen berichten, waren vor allem die vom Klinikpersonal umhergetragenen Stethoskope von einer Vielzahl unterschiedlichster Erreger besiedelt, die von der Haut oder aus dem Verdauungstrakt stammten; darunter, so die Experten, auch Keime, die gemeinhin für nosokomiale Infektionen verantwortlich gemacht werden.

Auf jedem der untersuchten Arzt-Stethoskope fanden die Wissenschaftler zum Beispiel Staphylococcus-Spezies. So wurde beispielsweise S. aureus auf 24 von 40 Geräten identifiziert. Deutlich mehr als die Hälfte trugen Pseudomonas und Acinetobacter und annähernd 50 Prozent Enterococcus, Stenotrophomonas und Clostridium.

Die Arzt-Stethoskope beherbergten deutlich mehr Keime als die Geräte, die im Raum des Patienten blieben, und diese wiederum deutlich mehr als unbenutzte Geräte.

Reinigung nur mäßig wirksam

Knecht und seine Kollegen untersuchten außerdem den Effekt einer Reinigung: Von zehn Arzt-Stethoskopen, die nach dem empfohlenen Standard desinfiziert worden waren (60 Sekunden mit einem wasserstoffperoxidhaltigen Reinigungstuch abreiben, anschließend trocknen lassen), ging die bakterielle Besiedelung nur in der Hälfte der Fälle auf das Niveau der unbenutzten Stethoskope zurück.

Hatte der Arzt sein Stethoskop dagegen nach eigenem Gutdünken gereinigt – etwa mit Wasserstoffperoxid, Alkohol oder Bleichlauge – betrug dieser Anteil nur 10 Prozent.

Welche bakterielle Konzentration auf der Oberfläche eines Stethoskops allerdings für eine potenzielle Übertragung relevanter Keime erforderlich ist, bleibt offen, dieser Zusammenhang wurde in der vorliegenden Studie nicht untersucht. Nicht in der Analyse erfasst wurde zudem mögliches DNA-Material von Viren oder Pilzen.

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