Experten vermuten
Es kommt eine schwere Grippewelle
Schlechte Vorzeichen: Laut Experten sprechen Indizien dafür, dass Deutschland eine große Grippewelle mit vielen Infektionen bevorsteht. Sie schlagen Alarm - und setzen auf die Kinder.
Veröffentlicht:ERFURT (rbü). Eine harte Grippesaison in diesem Winter haben Experten beim 4. Deutschen Influenza-Kongress in Erfurt prophezeit. Mehrere Indizien sprechen offenbar für eine schwere Grippewelle.
In Australien seien doppelt so viele Influenza-Todesfälle wie im Vorjahr gemeldet worden, so Professor Peter Wutzler bei der Kongress-Eröffnung in Erfurt. Zudem sei die Saison in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland milde verlaufen.
"Große Schichten in der Bevölkerung sind nicht immun. Hinzu kommt eine niedrige Impfbereitschaft", so der Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV).
Wutzler plädierte dafür, auch Kindern die Grippe-Impfung zu empfehlen. Kinder befeuern Influenza-Ausbrüche, weil sie in Gemeinschaftseinrichtungen und in Familien viele andere Menschen anstecken. 20 bis 30 Prozent der Kinder erkrankten jedes Jahr an Influenza.
STIKO kritisiert Ärzte
Auch Dr. Jan Leidel, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO), ist persönlich für eine Impfempfehlung in Schulen und Kindergärten.
Bislang wird die jährliche Impfung über 60-Jährigen, chronisch Kranken, Schwangeren und Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko wie medizinischem Personal empfohlen.
Leidel kritisierte die niedrige Impfbereitschaft bei Ärzten. Während die WHO für die Risikogruppen eine Impfquote von mindestens 75 Prozent ansetzt, liege sie beim medizinischen Personal bei 30 Prozent.
Eine große Differenz bestehe zwischen Ärzten an Kliniken mit 20 Prozent gegenüber mehr als 60 Prozent bei niedergelassenen Ärzten.
"Für einen Freiberufler ist es offenbar wesentlich problematischer, wenn er für vier Wochen ausfällt als für einen Angestellten im Krankenhaus", so Leidel.
Er kritisierte zudem Rabattverträge für Grippe-Impfstoffe: "Dadurch kommen nicht immer die Geeignetsten zur Anwendung. Der Arzt sollte selbst entscheiden, welchen er für den besten hält."