Clostridien-Diarrhö

Fäkalien durch die Nase

Es klingt widerwärtig: Über eine Nasensonde infundiert man Durchfallpatienten Fäkalien eines fremden Spenders. Die "Ekel-Therapie" feiert zunehmend Erfolge - jetzt feiern niederländische Kollegen einen neuen Erfolg.

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Herstellung innovativer Therapeutika.

Herstellung innovativer Therapeutika.

© The Photos / fotolia.com

AMSTERDAM. Darmkrankheiten mit Fremdfäkalien heilen: Die Idee ist nicht neu. Bereits 1958 verbrachten Forscher per Einlauf den Stuhl gesunder Spender in den Darm von Patienten mit schwerer pseudomembranöser Enterocolitis - mit durchschlagendem Erfolg.

Das Gros der Patienten war nach der Therapie nahezu unmittelbar geheilt. Der Ekelfaktor bei dieser Art von Therapie ist hoch.

Das ist einer der Gründe, warum sich das offiziell als "Stuhlbakterientransplantation" (Fecal Microbiota Transplantation, FMT) bezeichnete Verfahren bislang nicht durchsetzen konnte. Ein anderer ist die bislang dünne Studienbasis. Diese wird nun durch eine Studie aus Amsterdam gestärkt.

Wie das Forscherteam um Els van Nood nun berichtet, führte die Transplantation von Fäzes gesunder Spender bei Patienten mit einer rezidivierenden Clostridieninfektion in 81 Prozent (13 von 16 Fällen) zur Heilung (N Engl J Med 2013; 368:407).

Als solche definiert war ein durchfallfreier Zeitraum von zehn Wochen oder drei aufeinanderfolgende negative Stuhltests auf C. difficile. Die vorab auf Krankheitserreger untersuchten Fäkalien waren mit 0,9-prozentiger Kochsalzlösung verdünnt und per Nasensonde in den Dünndarm der Patienten infundiert worden.

Zuvor hatten diese ein verkürztes Therapieschema mit Vancomycin (viermal täglich 500 mg p.o. über 4 bis 5 Tage) sowie eine Darmspülung erhalten.

Im Vergleich dazu lag die Wirksamkeit der klassischen antibiotischen Therapie mit Vancomycin nur bei 31 Prozent (vier von 13), auf Vancomycin plus Lavage sprachen gar nur 23 Prozent (drei von 13) der Patienten an.

Kontrollpatienten schwenkten um zur Fäkaltherapie

Die Studie war von den Forschern vorzeitig beendet worden; der Effekt war so klar, dass man den Patienten der Vergleichsgruppe die braune Brühe nicht mehr vorenthalten mochte.

18 Patienten, die initial das Antibiotikum erhalten hatten, ließen sich nach Versagen der Therapie nun ebenfalls Fremdstuhl verabreichen und konnten dadurch geheilt werden.

Und zwei von drei Patienten der Infusionsgruppe, bei denen der erste Therapiezyklus nicht gewirkt hatte, wurden in einem zweiten Anlauf mit dem aufbereiteten Stuhl von einem anderen Spender ebenfalls kuriert.

Als unmittelbare Nebenwirkung auf die FMT kam es in fast allen Fällen kurzfristig zu Durchfällen, einige Patienten berichteten zudem über Bauchkrämpfe und Aufstoßen (31 beziehungsweise 19 Prozent). Diese Symptome waren jedoch nach maximal drei Stunden verschwunden.

Die Infusion von Spenderfäzes hatte die Vielfalt der bakteriellen Besiedlung im Darm der Patienten nachweislich erhöht; dies konnten die Forscher mit einem speziellen Diversitätsindex (Simpson's Reciprocal Index of Diversity) belegen.

C. difficile ist ein sporen- und toxinbildendes Stäbchenbakterium, das vor allem bei nosokomialen Diarrhöen eine Rolle spielt. Etwa drei Prozent der Normalbevölkerung trägt das Bakterium im Darm, ohne zu erkranken; bei Klinikpatienten steigt dieser Anteil auf bis zu 40 Prozent.

Insbesondere unter Antibiotikatherapie kann es jedoch zu massenhafter Vermehrung und Toxinbildung mit teilweise lebensbedrohlichen Durchfällen kommen. In Deutschland sterben jährlich etwa 400 Menschen an einer Clostridien-assoziierten Diarrhö.

Derzeit sind Bemühungen im Gange, die Akzeptanz der FMT durch appetitlichere Darreichungsformen zu verbessern. Wie der Gastroenterologe Dr. Ciarán P. Kelly in einem begleitenden Editorial berichtet, gibt es bereits einen Ansatz mit Bakterienkulturen und anonymisiertem Material, das über eine Spenderbank erhältlich sein soll. Damit seien auch standardisierte Qualitätskontrollen möglich.

Die Fäkaltherapie eignet sich möglicherweise auch als Kur für viele weitere Leiden, vermuten Experten. Erfolge wurden beispielsweise bei Reizdarm oder Colitis ulcerosa erzielt.

Das Amsterdamer Forscherteam fand außerdem Hinweise auf positive Stoffwechseleffekte: In einer Studie verbesserte sich die Insulinempfindlichkeit übergewichtiger Patienten mit metabolischem Syndrom signifikant, nachdem man ihnen verdünnten Stuhl von schlanken Spendern verabreicht hatte. (EO)

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Kommentare
Dr. Joachim Malinowski 06.02.201311:34 Uhr

Leider immer Artikel in sensationsheischender Aufmachung...

Ich registriere immer mehr Artikel mit einer "irren Aufmachung" und frage mich, wann ein Bildzeitungsniveau erreicht ist.

Persönlich preferiere ich informative Artikel ohne diesen schrecklichen suggestiven Bilder.

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