Vereitelt die Schweinegrippe alle Steuerversprechen?
BERLIN (ble). Die Schweinegrippe könnte der neuen Bundesregierung aus Union und FDP bei schwerem Verlauf und einer zu geringen Durchimpfungsrate einen Strich durch ihre Steuersenkungspläne machen.
Veröffentlicht:In einer am Dienstag vorgestellten gemeinsamen Studie gehen der Versicherer Allianz und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) von einem H1N1-bedingten Konjunktureinbruch von im schlimmsten Fall 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Zu den bereits feststehenden Milliardenlöchern im nächsten Bundeshaushalt kämen in diesem Fall weitere Einahmeausfälle. Derzeit gehen Experten für 2010 von einem Wachstum von rund 1,2 Prozent aus.
Dem vorgelegten Szenario liegt die Annahme zugrunde, dass jeder zweite Bürger an der Schweinegrippe erkrankt. Bei einer Erkrankungsrate von 15 Prozent, dem leichtesten dargestellten Szenario, würde das BIP demnach noch um 0,4 Prozent zurückgehen, schilderte Dr. Boris Augurzky vom RWI.
Nach den Worten von Dr. Sebastian Krolop, Geschäftsführer der Beratungsfirma ADMED, orientieren sich die als Basis angenommenen Erkrankungsraten an Grippepandemien der Vergangenheit, wie der Spanischen Grippe.
Deutlich begrenzen ließen sich die Auswirkungen, so die Autoren, mit einer konsequenten Durchimpfung der Bevölkerung. In diesem Fall erwarten sie selbst bei schwerem Verlauf einen Rückgang von "nur" 0,8 Prozent am BIP, im leichtesten von 0,2 Prozent.
Die Auswirkungen einer Pandemie auf das Gesundheitswesen könnten sich derweil schon recht früh zeigen, sagte Krolop. Bereits bei einem milden Verlauf würden die Intensivbetten an Deutschlands rund 2100 Kliniken nicht mehr ausreichen. Bei einem schweren Verlauf würde dann auch die Zahl normaler Krankenhausbetten nicht mehr ausreichen, um den Bedarf zu decken.
Als von einer Pandemie am stärksten betroffene Wirtschaftszweige listet die Studie das Transport- und Gastgewerbe sowie den Kulturbetrieb auf. Dagegen würde die Gesundheitsbranche mit Mehreinnahmen von bis zu neun Milliarden Euro zu den "Gewinnern" zählen.