Borreliosetest ist nur mit Klinik sinnvoll

WIESBADEN (hub). "Die LymeBorreliose hat sich zu einer Modekrankheit entwickelt. Sie muss für alles herhalten, was sonst nicht zu erklären ist", sagte Professor Peter Herzer aus München. Herzer sprach in diesem Zusammenhang sogar von iatrogener Lyme-Borreliose-Angststörung.

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Borrelia burgdorferi ist in Deutschland der am häufigsten durch Zecken übertragene Erreger.

Borrelia burgdorferi ist in Deutschland der am häufigsten durch Zecken übertragene Erreger.

© Foto: Novartis Behring

Der Rheumatologe äußerte allerdings auch Verständnis für die Patienten, denn mit der vermeintlichen Diagnose Borreliose hätten die eigenen Beschwerden unklarer Genese endlich einen Namen. Und die Patienten meinen zu wissen, dass sie körperlich krank sind, die Angst psychisch krank zu sein, sei weg. Weiterer psychologischer Vorteil: Die Borreliose ist heilbar, das gebe Hoffnung. "Die Angst vor Unbekanntem ist schlimmer als die Angst chronisch krank zu sein." Herzer zitierte bei einer Borreliose-Veranstaltung in Wiesbaden hierzu Hebbel: "Die Menschheit lässt sich keinen Irrtum nehmen, der ihr nützt."

Der Rheumatologe bekräftigte, dass eine Laboruntersuchung als Bestätigung einer Diagnose Borreliose dann sinnvoll sei, wenn die Vortest-Wahrscheinlichkeit hoch ist. Liege sie bei 50 Prozent - liegt also die Borrelioseprävalenz im getesteten Kollektiv bei 50 Prozent - dann ist die Genauigkeit des serologischen Tests 95 Prozent. Bei einer Vortest-Wahrscheinlichkeit von nur 10 Prozent, beträgt ist die Genauigkeit nur noch knapp 70 Prozent, bei 1 Prozent Vortest-Wahrscheinlichkeit nur noch 17 Prozent. "Ohne entsprechende Klinik beim Patienten bringt die Serologie allenfalls eine Ausschlussdiagnose", so Herzer.

Den Lymphozytentransformationstest (LTT) bezeichnete Herzer in diesem Zusammenhang als Gelddruckmaschine. Der LTT sei nicht nötig: "Stimmen die klinischen Symptome, dann reichen wissenschaftlich evoluierte Tests aus", so Herzer. Die gesetzlich Krankenversicherten würden mit dem LTT "abgezockt", denn die Krankenasse zahle den Test nicht - was Herzer befürwortet. "Ich hoffe, dass auch die privaten Krankenversicherungen den Test künftig nicht mehr bezahlen."

Als praktischen Tipp gab der Rheumatologe den Teilnehmern des Symposiums mit auf den Weg: "Bei Verdacht auf Lyme-Arthritis lohnt immer ein Blick auf die Knie." Denn die seien fast immer mit betroffen. "Teilweise gibt es monströse Ergüsse, aus denen sich bis zu 150 ml abpunktieren lassen." Wenn punktiert wird, dann sollte auch eine Borrelien-PCR des Punktats veranlasst werden, so Herzer.

Lesen Sie dazu auch: Der beste Borreliose-Schutz: Abends Unterschenkel und Kopf nach Zecken absuchen!

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