FSME-Risiko auch durch unbehandelte Rohmilch
MÜNCHEN (wst). Früher wurde das Frühsommermeningoenzephalitis (FSME) auslösende Virus auf Menschen häufiger durch kontaminierte Milch als durch Zecken übertragen. Heute spielt dieser Infektionsweg bei uns praktisch keine Rolle mehr, völlig ausgeschlossen ist er aber nicht.
Infiziert sich Milchvieh durch den Stich einer Zecke mit dem FSMEVirus, verläuft dies in der Regel subklinisch und die Tiere erwerben rasch eine anhaltende Immunität gegen den Erreger. Während einer mehrtägigen akut virämischen Phase können aber Viren mit der Milch ausgeschieden werden.
Wird diese unbehandelt von Menschen getrunken, besteht ein höheres Risiko für eine FSME-Erkrankung als beim Stich einer virusinfizierten Zecke, hat Dr. Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München auf einer Pressekonferenz in München betont.
Die ehedem "biphasisches Milchfieber" genannte Infektion mit dem FSME-Virus über Milchgenuss ist durch vermehrte Stallhaltung, veterinärmedizinische Prophylaktika und vor allem dank routinemäßiger Aufbereitung der Milch wie Abkochen oder Pasteurisierung praktisch bedeutungslos geworden.
Seltene Kasuistiken zu diesem Phänomen liegen inzwischen aber auch aus mitteleuropäischen Ländern wieder vor, zum Beispiel aus Österreich aus dem Jahre 2008: Hier hatten vier von sieben Menschen nach dem Verzehr eines aus unbehandelter Rohmilch hergestellten Ziegenkäses serologisch bestätigte FSME-Symptome entwickelt (wir berichteten).