Eine Prise
Kein Nasenkrebs durch Schnupftabak
Schnupftabak vermag vieles: etwa Wohlgefühle beim Schnupfer oder Ekel beim Betrachter. Eines ruft er jedenfalls bei Nichtrauchern nicht hervor: nasalen Krebs.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Der Genuss von Schnupftabak kann mehr oder weniger angenehme Reizzustände in der sinonasalen Kavität provozieren, das wusste schon Wilhelm Busch: "Ja! - Sehr erheitert uns die Prise, / Vorausgesetzt, dass man auch niese!"
Ob Schnupftabak neben harmlosen physiologischen Eruptionen auch ernste pathologische Prozesse wie Nasenkrebs auslöst, hat eine Gruppe von acht Forschern untersucht, die Eberhard Greiser vom Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung der Universität Bremen (BIPS) angeführt hat.
Beteiligt waren zudem die Universitäten Würzburg, Freiburg, Tübingen, die Universität des Saarlandes in Homburg, das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg und – der Sprengkraft des Themas angemessen - das Bundeswehrkrankenhaus in Ulm.
Finanziert hat die Untersuchung die Pöschl Tabak GmbH, laut eigenen Angaben Marktführer im Herstellen von Schnupftabak, darunter vier Sorten Schmalzler (BMC Cancer 2012, online 6. November; 12: 506).
Gefahr für rauchende Schnupfnasen
Auf der Basis von 427 Telefoninterviews mit Patienten, die an primärem Krebs der Nasenhöhle, der paranasalen Sinus oder des Nasopharyngealraums litten, sowie mit 2401 Kontrollpersonen analysierten die Forscher Risikofaktoren für Nasenkrebs.
Dabei fiel auf, dass, wer jemals geschnupft hatte, zwar im Mittel ein 45% höheres Nasenkrebsrisiko trug. Doch das Konfidenzintervall reichte von 0,88 bis 2,38, womit das Ergebnis keine statistische Signifikanz erlangte.
Das änderte sich nach Unterteilung der Befragten in Raucher und Nichtraucher. Bei den schnupfenden Nichtrauchern nämlich zeigte sich kein erhöhtes Risiko, wie viel Tabak sie - gemessen in Packungsjahren - auch immer in ihre Nasenlöcher gesogen hatten.
Ein Packungsjahr ist hier definiert als eine Packung Schnupftabak pro Woche über den Zeitraum eines Jahres.
Schnupfer, die dazu noch rauchten, hatten hingegen durchschnittlich ein verdoppeltes Risiko, an Nasenkrebs zu erkranken. Bei mehr als 12,5 Packungsjahren lag die Krebsgefahr nahezu siebenfach höher.
Nasenkrebs-Risiken
In jedem Fall verzichten sollte man auf das Schnupfen von Hartholzstaub. Laut den Ergebnissen der Studie steigert mindestens einjähriger Kontakt zu solchen Stäuben das Risiko für Nasenkrebs um das 2,3-Fache. Gefährdet sind hier beispielsweise Forstarbeiter und Schreiner.
Auch Asbest (bei Rauchern), organische Lösungsmittel oder Insektizide haben in der Nase nichts verloren. Erhöhtes Nasenkrebsrisiko ist auch mit der Verwendung von Nasensprays und -spülungen assoziiert.
Und selbstverständlich gibt es einen Risikofaktor, der gar nicht geschnupft, sondern gequalmt wird: Rauchtabak. Das Nasenkrebsrisiko von Rauchern liegt bis zu vierfach über jenem von Nichtrauchern. (rb)