Brustkrebs und Melanom
Ein Baby verschlechtert die Krebs-Prognose
Hat eine Frau ein Jahr vor der Diagnose Melanom oder Brustkrebs ein Kind zur Welt gebracht, ist ihr Sterberisiko in den ersten Monaten danach in etwa verdoppelt.
Veröffentlicht:LONDON. Es mehren sich Hinweise, dass Frauen, bei denen nicht lange nach der Geburt eines Kindes Krebs diagnostiziert wird, eine schlechtere Prognose haben als Kinderlose oder Frauen, bei denen die Geburt des Kindes viele Jahre zurückliegt.
Die jüngste Studie, die diesen Zusammenhang stützt, ist eine Untersuchung in Großbritannien, in der die Wissenschaftler auf Patientinnen mit Hodgkinlymphom (3603 Frauen), Melanom der Haut (16.528 Frauen) oder Brustkrebs (110.943 Frauen) fokussierten.
Die Befunde wurden dem Krebsregister entnommen
Die Befunde stammten unter anderem aus dem nationalen Krebsregister und umfassten den Zeitraum von 1998 bis 2007 (Eur J Cancer 2013; online 8. August).
Die Patientinnen waren zwischen zehn und 54 Jahre alt. Von knapp 88 Prozent der Patientinnen mit Brustkrebs und von 72 Prozent der Patientinnen mit einem Melanom der Haut standen aussagekräftige TNM-Informationen zur Verfügung, nicht dagegen von den Patientinnen mit einem Hodgkinlymphom.
Zwischen Schwangerschaft und Krebsdiagnose lagen zwischen einem und fünf Jahre.
Einen Zusammenhang zwischen einer Schwangerschaft ein Jahr vor der Krebsdiagnose und dem Verlauf eines Hodgkinlymphoms konnten die Wissenschaftler weder kurz nach der Diagnose noch später erkennen (Hazard Ratio, HR: 0,96; 95%-Konfidenzintervall zwischen 0,51 und 1,82).
Ausnahmen waren Brustkrebs und Melanome
Anders war das bei Frauen mit Brustkrebs oder einem Melanom der Haut. Die Sterberate beim Melanom war der statistischen Auswertung zufolge um das Zweifache erhöht (HR: 2,06; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,42 und 3,01).
Etwas niedriger lag der HR-Wert, wenn das Alter der Studienteilnehmerinnen in der Berechnung berücksichtigt wurde (HR = 1,92; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,32 und 2,79).
Auch bei Frauen mit Brustkrebs war das Sterberisiko signifikant erhöht, wenn sie ein Jahr vor der Diagnose ein Kind bekommen hatten (HR = 1,84; 95%-Konfidenzintervall zwischen 1,64 und 2,06).
Der altersadjustierte HR-Wert betrug 1,68 (95%-Konfidenzintervall zwischen 1,50 und 1,88). Je länger die Schwangerschaft zurücklag, umso schwächer wurde der Zusammenhang.
Immunsuppression wird als Ursache vermutet
In dieser Patientinnengruppe stellte sich zudem heraus, dass bei Frauen über 35 der Zusammenhang zwischen einer Schwangerschaft und der Prognose sechs bis acht Jahre nach der Krebsdiagnose eindeutig nicht mehr bestand.
Bei jüngeren Frauen sind die Ergebnisse nicht so eindeutig. Dennoch nimmt das zunächst erhöhte Sterberisiko nach vier bis zehn Jahren ab. Sowohl beim Melanom als auch beim Brustkrebs wurde die Assoziation durch das jeweilige TNM-Stadium der Krebserkrankung nur marginal beeinflusst.
Unklar ist bisher, warum sich die Prognose - wenn auch nur vorübergehend - verschlechtert, wenn Frauen nicht lange vor der Krebsdiagnose schwanger waren.
Derzeit würden immunsuppressive Mechanismen beim Melanom und hormonelle Einflüsse während der Schwangerschaft sowie tumorfördernde Faktoren im Brustgewebe nach der Geburt beim Mammakarzinom als Ursachen diskutiert, so die Wissenschaftler.