Hohes Risiko
Krebsüberlebende sind sehr anfällig für Herzinfarkt
Wer in der Kindheit oder Jugend eine Krebstherapie durchgemacht hat und als Erwachsener klassische kardiale Risikofaktoren aufweist, bei dem addieren sich die Herzrisiken nicht - sie potenzieren sich.
Veröffentlicht:MEMPHIS. Wie beeinflussen sich Spätkomplikationen einer Krebstherapie im Kindes- und Jugendlichenalter und Risikofaktoren für Herzerkrankungen gegenseitig?
Das haben Forscher um Gregory Armstrong vom St. Jude Children's Research Hospital in Memphis untersucht (J Clin Oncol 2013; online 3. September). Analysiert wurden Daten von über 10.000 Teilnehmern der Childhood Cancer Survivor Study (CCSS).
Vergleich: Krebsüberlebende und Geschwister ohne Krebs
Bei den Probanden war vor dem 21. Geburtstag Krebs diagnostiziert worden (Leukämie, ZNS-Malignom, Hodgkin- oder Non-Hodgkin-Lymphom, Wilms-Tumor, Neuroblastom, Weichteilsarkom oder Knochenkrebs).
Sie waren zwischen 1970 und 1986 behandelt und vom Krebs geheilt worden. Seit 1994 wurden sie regelmäßig über ihren Gesundheitszustand befragt. Mehr als 4000 Geschwister der Probanden dienten als Vergleichsgruppe.
Von den 45-jährigen Krebsüberlebenden hatten 5,3 Prozent eine koronare Herzkrankheit und 4,8 Prozent eine Herzinsuffizienz (kumulative Inzidenz). Von Krankheiten der Herzklappen waren 1,5 Prozent und von Arrhythmien 1,3 Prozent betroffen.
Die Assoziationen mit kardiotoxischen Krebsbehandlungen, besonders Strahlentherapie und Chemotherapie mit Anthrazyklinen, waren statistisch hochsignifikant (p ‹ 0,001).
Die Geschwister der ehemaligen Krebspatienten wiesen im gleichen Alter nur selten eine KHK auf (0,3 Prozent). Auch bei den weiteren kardialen Störungen bewegten sich die Inzidenzen nur zwischen 0,1 und 0,4 Prozent.
Hohe Raten von Hypertonie und Dyslipidämie
Ein Vergleich des Risikoprofils zeigte, dass 10,3 Prozent der Krebsüberlebenden, aber nur 7,9 Prozent ihrer Geschwister zwei oder mehr klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren hatten.
Im Alter von 50 Jahren waren 40,2 Prozent der Krebsüberlebenden hyperton. Von den Geschwistern hatte nur 25,5 Prozent einen zu hohen Blutdruck. Bei Dyslipidämie erreichten die Anteile 23,0 vs. 13,6 Prozent. Adipositas war hingegen im Vergleich bei den Geschwistern ohne Krebs verbreiteter (31,3 vs. 25,2 Prozent).
Als Risikofaktor mit den meisten negativen Folgen für die CCSS-Patienten erwies sich die Hypertonie. Kombinationen von Risikofaktoren, an denen Bluthochdruck beteiligt war, gingen mit den höchsten Raten von Herzkrankheiten einher.
Kam zu einer Strahlentherapie in der Kindheit die Kombination von Hypertonie und Diabetes hinzu, erhöhte sich das relative Risiko für KHK im Mittel um das 23,5-Fache (Hypertonie allein: 6,1-fach; Diabetes allein: 2,7-fach). Bei Herzinsuffizienz schnellte das Risiko auf das 35,3-Fache (Hypertonie: 19,4-fach; Diabetes: 5,7-fach).
Ärzte, die Krebsüberlebende betreuen, sollten sich dieser Risikokonstellationen bewusst sein, schreiben Armstrong und seine Mitautoren.
Wer in der Kindheit eine kardiotoxische Tumortherapie hinter sich gebracht habe, dessen Blutdruck, Lipidprofil, Glukosespiegel und Body-Mass-Index müssten kontinuierlich überwacht werden.