Weltweite Studie

Jeder siebte Deutsche stirbt am Rauchen

Fast eine Milliarde Menschen weltweit rauchen. Jeder 10. Todesfall sei auf das Rauchen zurückzuführen, sagen Experten. Seit einigen Jahren gibt es gute Nachrichten. Allerdings nicht unbedingt für Deutschland.

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Trotz Rauchverbote, Werbeverbote, Gesundheitskampagne: Rund eine Milliarde Menschen raucht.

Trotz Rauchverbote, Werbeverbote, Gesundheitskampagne: Rund eine Milliarde Menschen raucht.

© Gina Sanders / Fotolia

BERLIN. Zuerst die schlechte Nachricht: Während weltweit jeder zehnte Todesfall auf den Konsum von Tabak zurückzuführen ist, ist es in Deutschland sogar jeder siebte. Diese Zahlen nennt eine internationale Expertengruppe im Fachmagazin "The Lancet". Für die Studie waren Daten der "Global Burden of Disease Study" ausgewertet worden. Der Artikel hält noch einige andere schlechte Nachrichten bereit.

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Aber mit Blick auf den globalen Trend beim Tabakkonsum enthält die Publikation eine gute Nachricht, und zwar: Der Anteil der Raucher an der weltweiten Gesamtbevölkerung schrumpft stark. Er ist demnach zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel auf 15,3 Prozent zurückgegangen, Den Rückgang begründen die Forscher damit, dass viele Länder mittlerweile den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen haben.

Es gibt aber auch Staaten, in denen es keinen deutlichen Rückgang gab, beispielsweise Indonesien, Bangladesch und die Philippinen. In Russland nahm der Anteil der rauchenden Frauen stark zu.

Gleichzeitig gibt es - bedingt durch das stetige Bevölkerungswachstum - mehr Raucher auf der Welt. Griffen im Jahr 1990 noch 870 Millionen Menschen täglich zur Zigarette, waren es im Jahr 2015 schon 933 Millionen. Das ist ein Plus von etwa sieben Prozent. Dabei sind global gesehen die deutliche Mehrheit der Raucher Männer. Jeder vierte (25,0 Prozent) raucht regelmäßig, aber nur 5,4 Prozent der Frauen.

In Deutschland ist der Unterschied kleiner: Die Männer liegen im globalen Schnitt, bei den Frauen raucht jede Fünfte. Hierzulande ging die Zahl der Raucher bei den Männer in den vergangenen 25 Jahren um im Schnitt 0,9 Prozent pro Jahr zurück, bei den Frauen lediglich um 0,3 Prozent. In absoluten Zahlen liegt Deutschland mit 16,3 Millionen unter den Top-Ten der Staaten mit den meisten Rauchern.

"Die Studie macht auch deutlich, dass seit dem Jahr 1990 in Deutschland die Verbreitung des Rauchens zwar leicht zurückgegangen ist, allerdings nur bei Männern und deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit", sagt Ute Mons, die die Stabstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums leitet. Dies sei nicht verwunderlich, denn in Deutschland werde vergleichsweise wenig für die Tabakprävention getan. "So ist Deutschland zum Beispiel das einzige Land in Europa, das noch uneingeschränkt Tabakaußenwerbung erlaubt."

Die Ergebnisse der globalen Studie zeigen der internationalen Expertengruppe zufolge, dass Rauchen weiter eines der Hauptrisiken für Tod und Behinderung ist. Jeder 10. Todesfall weltweit sei auf das Rauchen zurückzuführen. Es sei äußerst wichtig, mehr Raucher beim Aufhören zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass weniger Menschen damit anfangen.

Die Forscher warnen davor, dass die Tabakindustrie in afrikanische Länder südlich der Sahara expandieren könnte. Dort glichen die staatlichen Regularien gegen das Rauchen einem Flickenteppich. Außerdem gebe es weniger finanzielle Mittel, um dem Tabak-Marketing entgegenzutreten. John Britton von der englischen Universität Nottingham schreibt dazu in einem Kommentar: "Heute wird die Tabak-Epidemie aus reichen Ländern in Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen exportiert."

(eb/dpa)

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Kommentare
Siegfried Hauswirth 10.04.201712:59 Uhr

Keine Zweifel !

Die Zahlen sind grundsätzlich nicht anzuzweifeln!Ob nun jeder 7. oder jeder 10. Raucher am Rauchen stirbt, das ist wahrscheinlich nicht so genau zu ermitteln. Außerdem ist es ziemlich egal, ob es jeder 7.,8. oder 9. ist. Unbestritten ist, dass es sich um eine sehr hohe Zahl handelt, und dass trotzdem immer noch sehr viele Menschen rauchen. Die Zigarettenindustrie hat Milliarden von Menschen in der Welt süchtig gemacht und nimmt sich zunehmend die Entwicklungsländer vor. Daher halte ich es für sehr wichtig, immer wieder auf die Risiken des Rauchens hinzuweisen. Glücklicherweise hat dies in den letzten Jahren auch zu einem Rückgang des Anteils der Raucher in der Bevölkerung geführt. Ich finde Ihren Beitrag sehr sarkastisch, Herr Walenta. Das Rauchen wird nicht bekämpft, weil es jemanden nicht passt, sondern weil die Folgen des Rauchens den unzähligen betroffenen Menschen und deren Angehörigen viel Leid bringt, abgesehen vom volkswirtschaftlichen Schaden.

Thomas Georg Schätzler 09.04.201719:47 Uhr

"Global Burden of Disease Study" - widersprüchliche Daten!

Die Analyse der Daten der "Global Burden of Disease Study", nach der weltweit jeder zehnte Todesfall auf den Konsum von Tabak zurückzuführen sei, sind (un)ausgesprochen widersprüchlich: Denn dann wären immerhin 9 von 10 Todesfälle gerade n i c h t auf das Rauchen zurückzuführen?

In Deutschland wären demnach sechs von sieben Todesfällen n i c h t auf das Rauchen zurückzuführen. Konsequentes Nichtrauchen würde allerdings keineswegs die Sterblichkeit in Deutschland um etwa 14,3 Prozent senken können. Und weltweit würde die Sterblichkeit auch nicht um 10 Prozent absinken, nur weil kein Mensch weltweit mehr rauchen würde.

Wie heißt der Titel der Fernsehserie um ein US-amerikanisches Bestattungsinstitut? "Six feet under" - auf Deutsch "Gestorben wird immer"! Da sollte man keine pseudowissenschaftlichen "Milchmädchenrechnungen" aufmachen.

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Joseph Walenta 07.04.201714:33 Uhr

Mir fehlt der Glaube!

Jeder siebte Deutsche stirbt am Rauchen!??? Jeder 10. Todesfall sei auf das Rauchen zurückzuführen, sagen Experten!???? Können sich die Experten auf keine Zahl einigen?

Woher auch immer die Daten dieser Experten her stammen, fest steht doch, dass jeder von uns einmal sterben wird. Ich selbst rauche nicht. Aber mich stört, wie hier auf marktschreierische Art Zahlen präsentiert werden, deren Enstehung nicht nachvollziehbar ist, wie bei vielen Studien dieser Art. Mir scheint, dass hier nur eine Quelle geschaffen werden sollte, auf die sich dann weitere Experten, Oberlehrer und Plagegeister bei ihrem Versuch berufen können, Anderslebende auf den ''richtigen'' Weg zu zwingen. Was hat die Gesellschaft dann davon, wenn der Tod durch etwas anderes als Rauchen verursacht wird?

Klärt auf! Schafft Alternativen zum Rauchen! Aber hört endlich auf zu bekämpfen, was euch nicht passt! Und wenn ihr es nicht lassen könnt, dann verwendet wenigstens seriöse Zahlen.

J. Walenta

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